Markgröningen Brennen für die Bronze

Von Michaela Glemser
Sechsmal „Feuer und Flamme“ für Bronzeplastiken (von links): Hannelore Bischof, Christine Zluhan, Helmut Vollmer, Claudia Weidinger, Siegfried Scholz und Susanne Schubert. Foto: /Martin Kalb

Die Künstlergruppe „Feuer und Flamme“ zeigt im Oberen Turm Skulpturen und Plastiken.

Es ist sehr beständig und hart, wurde schon vor rund 5000 Jahren für die Herstellung von Figuren und Skulpturen verwendet und hat bis heute nichts von seiner Eleganz und Sinnhaftigkeit verloren: Bronze ist ein Material, das die sechs Mitglieder der Kunstgruppe „Feuer und Flamme“ seit rund neun Jahren intensiv beschäftigt. Seit dem Wochenende zeigt der Kunstverein Markgröningen im Oberen Turm Bronzeskulpturen und -figuren der Gruppe.

In feuchten Tüchern

„Wir treffen uns regelmäßig zum Austausch der Ideen und zum Modellieren der Wachsfiguren“, erzählt Siegfried Scholz, der ehemalige Leiter der Kraichertschule in Sachsenheim. Diese Wachsfiguren sind die Grundmodelle der späteren Skulpturen, die in der Werkstatt des Kunst- und Glockengießers Bernhard Fink in Rotthalmünster bei Passau in Bronze gegossen werden.

„Der Weg ins Atelier ist für die Wachsfiguren nicht einfach, denn sie werden im Wohnmobil von Siegfried Scholz in großen Wannen mit feuchten Tüchern transportiert, um keinen Schaden zu nehmen“, schildert Susanne Schubert, Lehrerin an der Sachsenheimer Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld.

Schwefelleber für die Farbe

In der Werkstatt von Fink werden aus den Wachsfiguren Gipsformen, die schließlich mit Bronze ausgegossen werden. „Anschließend werden die Skulpturen nochmals bearbeitet und zusätzlich beispielsweise mit einem Sandstrahlgebläse behandelt. Wer etwas Farbe in seine Skulptur bringen möchte, kann noch Schwefelleber auftragen“, erläutert Scholz.

„Wenn ich eine Idee habe, skizziere ich diese zunächst, bevor ich zum Wachs greife. Meine Werke lassen sich als in Bronze gegossene Metaphern beschreiben“, erklärt Scholz und blickt auf das Figurenensemble „Von der Schippe springen“, bei der sich mehrere Figuren auf einer Schaufel tummeln.

Helmut Vollmer dagegen war einst Leistungssportler in der Leichtathletik und dem Sport gilt auch seine künstlerische Leidenschaft. „Ich gestalte gerne Sportlerfiguren wie einen Diskuswerfer, einen Ringer oder einen Läufer. Aber auch Tiere finde ich als Skulpturen sehr interessant“, betont Vollmer.

Götter und „Temperamentinnen“

Christine Zluhan wiederum ließ sich bei ihrer Kopf-Skulptur „Winifrida“ von ihrem Patenkind aus Tansania inspirieren, das eben diesen Namen trägt. „Zu meinen Lieblingsskulpturen gehört auch die Darstellung des Prometheus, des Rebellen im Götterhimmel. Gerade dieses Rebellische spricht mich an“, sagt Zluhan.

Claudia Weidinger ist erst später zur Künstlergruppe „Feuer und Flamme“ dazugestoßen und befindet sich, nach eigenen Aussagen, noch in ihrer künstlerischen Findungsphase. „Dabei orientiere ich mich stark an mir selbst. Meine Skulptur ‚Innere Ruhe‘ nimmt beispielsweise eine gebückte Haltung ein, in der ich selbst am besten zur Ruhe komme“, so Weidinger.

Ihrer Künstlerfreundin Susanne Schubert liegt das Figuren-Ensemble „Die vier Temperamentinnen“ sehr am Herzen. „Ich habe die Figuren in Gedanken an meine Studienfreundinnen gestaltet und jeder ihre charakteristische Eigenschaft zugeschrieben“, berichtet Schubert und betrachtet dabei liebevoll Tina Cholerika, Hilde Melancholika, Julia Sanguinika und Susanne Phlegmatika.

Auch die Kleinplastiken von Hannelore Bischof faszinieren den Betrachter, der gerade ihre „Goldenen Kugeln“ als echten Blickfang wahrnimmt. Viele der ausgestellten Werke der Künstlergruppe sind auch bei einem Workshop mit dem bekannten Künstler Reiner Schlecker im italienischen Umbrien entstanden. Der Ulmer ist in der Kunstszene für seinen humorvollen und intelligenten Blick bekannt und sieht sich selbst als „Künstler aus der Provinz“, der sich auch mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen beschäftigt.  Michaela Glemser

 
 
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