Mit dem Segway durch Bietigheim-Bissingen Spaziergang auf zwei Rädern

Von Johannes Stiefel
Edith Nenninger (vorne) führt ihre Gruppe auf dem Segway durch Bietigheim-Bissingen. Mit dabei: BZ-Mitarbeiter Johannes Stiefel (rechts), der zum ersten Mal auf einem Segway stand. Foto: /Martin Kalb

Auf einer geführten „Segway-Tour“ lassen sich die Stadt Bietigheim-Bissingen und ihre Umgebung derzeit aus einer anderen und manchmal abenteuerlichen Perspektive erleben. Ein Selbstversuch.

Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre man Teil eines Science-Fiction-Films, wenn man aufrecht stehend mit 20 Kilometern pro Stunde durch die Landschaft braust und sich dabei so wenig anstrengen muss, als würde man auf den Bus warten. Sich ab und an nach vorn oder hinten zu lehnen reicht aus, um zu beschleunigen oder abzubremsen. Das Gerät, mit dem so etwas möglich ist, nennt sich Segway und besteht aus zwei parallelen, elektrisch angetriebenen Rädern und einem Haltegriff.

„Den Kopf ausschalten“

Ein großer Balancekünstler muss man nicht sein, um auf einem solchen Gefährt zu stehen, denn die eingebaute Steuerung funktioniert so, dass man nicht umkippen kann. Da sich das zunächst sehr ungewohnt anfühlt, sollte man dem Gerät jedoch genügend Vertrauen schenken und „den Kopf ausschalten“, wie Edith Nenninger sagt. Nenninger organisiert hauptberuflich Segway-Touren in der Neckar-Region. Wie es ist, unter ihrer Leitung Bietigheim-Bissingen und Umgebung von der Plattform eines Segways aus zu erkunden, konnte am vergangenen Samstag eine kleine Gruppe Interessierter erleben.

Ausgangspunkt der Tour, die Nenninger in Kooperation mit der Stadt Bietigheim-Bissingen bereits seit acht Jahren regelmäßig anbietet, ist das Viadukt, vor dessen Kulisse die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zuerst eine kurze Einweisung in das Segwayfahren erhalten. Wie man sich auf dem Gefährt verhält, ist schnell erklärt: „Das Wichtigste ist ein gutes Körpergefühl“, sagt Nenninger. Durch die Verlagerung des Gewichts und das Kippen des Lenkers, wird der Segway gesteuert. Aufpassen müsse man vor allem auf Bordsteine, die dem ein oder anderen Segwayfahrer bereits zum Verhängnis geworden sind.

Nach einer kurzen Übungsrunde geht es dann auch schon los. Hinter Nenninger eingereiht, fährt die Gruppe, anfangs noch etwas zögerlich, über die Enzbrücke und dann flussaufwärts. Auf dem ebenen Radweg hat man Zeit, ein Gefühl für das Gefährt zu bekommen, das, verglichen mit Fahrrad- oder E-Rollerfahren, ein ganz anderes ist.

Nun steht bereits die erste Herausforderung an: Auf einem schmalen Sträßchen geht es steil hinab in das Naturschutzgebiet. Damit man nicht zu schnell wird, muss man sich weit nach hinten lehnen und dabei gleichzeitig den entgegenkommenden Radfahrern und Fußgängern ausweichen. Gar nicht so einfach. Zur Belohnung für die gelungene Abfahrt führt die Strecke weiter entlang der Enz, wo das satte Grün der Wiesen, die duftenden Bäume und das sommerliche Wetter zum Genießen einladen. Die Jacke, die man sich gegen den Fahrtwind mitnehmen sollte, kann man spätestens zu diesem Zeitpunkt getrost ausziehen. Eine kurze Pause bietet Gelegenheit, die schon beinahe eingeschlafenen Füße zu vertreten. Währenddessen erzählt Nenninger mit viel Witz Anekdoten aus ihrer Arbeit als Segway-Guide und den Herausforderungen, die sich ihr stellen, wenn ihre Segway-Flotte etwa für Junggesellenabschiede oder Firmenfeiern gebucht wird. Mit der bereits gesammelten Erfahrung startet die Gruppe nun deutlich selbstbewusster in den zweiten Teil der Tour.

Erneut führt der Weg über die Enz, dann vorbei an der EgeTrans-Arena zurück Richtung Innenstadt. Hier kann man sich nun trauen, das erste Mal richtig Gas zu geben und die Maximalgeschwindigkeit von 20 Kilometern in der Stunde voll auszureizen, bevor es durch den Bürgergarten und über die Alte Enzbrücke in die Altstadt geht, wo das Tempo deutlich gedrosselt werden muss. Im Zickzack gilt es zwischen den an Eisdielen und Schaufenstern stehenden Passanten hindurch zu manövrieren. Zielsicher leitet Nenninger ihre Gruppe durch winzige Gässchen und verwinkelte Hinterhöfe. „Ich liebe alte Städte und vor allem ihre Fachwerkhäuser“, fasst sie zusammen, was ihr an Bietigheim-Bissingen persönlich besonders gut gefällt. An der ein oder anderen Ecke geht sie auf die Geschichte der Stadt ein oder gibt Tipps für Gastronomiebesuche.

Jeder lernt von jedem

Da ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer häufig aber selbst aus dem Kreis kommen, könne die gebürtige Niederbayerin oft selbst viel lernen: „Immer wieder werden mir Schleichwege und Orte gezeigt, die ich noch nicht kannte.“ Die letzten Meter der zweistündigen Tour führen vorbei an der Villa Visconti, am Hexengässle und schließlich durch den Japangarten zurück zum Ausgangspunkt am Viadukt. Beim Absteigen spürt man, dass das Segwayfahren doch kein „Spaziergang für Faule“ ist, sondern anstrengender als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

„Mir tun jetzt ganz schön die Füße weh“, ist Michael Rupps Fazit der zurückgelegten zehn Kilometer. Zusammen mit seiner Frau Birgit ist er für einen Freund eingesprungen. „Es macht Spaß und man sieht viel mehr als bei einem gewöhnlichen Spaziergang“, sagt Birgit Rupp über ihre bereits zweite Segway-Erfahrung. Nach einer herzlichen Verabschiedung und mit einem Flyer zu den wichtigsten Merkregeln für Segwayfahrer im Gepäck, machen sich die Teilnehmer auf in das restliche Wochenende.

Lust auf eine Segway-Tour?

Wer selbst Lust hat, unter der Leitung von Edith Nenninger an einer Segway-Tour durch Bietigheim-Bissingen teilzunehmen, hat in diesem Jahr noch an fünf weiteren Terminen Gelegenheit dazu. Nenninger bietet zudem Touren in der gesamten Heilbronner- und Neckarregion an. Neben einer Erlebnistour durch die Weinberge der Felsengartenkellerei in Besigheim hat sie – seit diesem Jahr neu – auch eine Führung durch Eppingen im Angebot.

www.ene-konzepte.de

 
 
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