Oberriexingen Städtepartner wurden zu Freunden

Von Michaela Glemser
Jugendliche und Erwachsene aus Oberriexingen und Ennery haben sich in den vergangenen 45 Jahren, wie hier 2023 vor dem Rathaus in Ennery, immer wieder gegenseitig besucht. Foto: /Stadt Oberriexingen

Seit 45 Jahre wird die Verbindung zwischen Oberriexingen und Ennery in Frankreich mit Leben erfüllt. Für Anfang Mai werden noch Gastfamilien gesucht.

Wir suchen nicht, wir werden gefunden“, schmunzelt der stellvertretende Oberriexinger Bürgermeister Erich Bannert, und denkt an die Anfänge der Städtepartnerschaft mit dem französischen Ennery in der Region Ile-de-France, nordwestlich von Paris, zurück. „Gefunden“ hat Oberriexingen der Gemeinderat Georges Guilpin aus Ennery, der 1976 auf der Heimreise eines Österreich-Urlaubs durch Oberriexingen gefahren und vom Anblick des kleinen Städtchens bezaubert war.

Die Vertreter von Ennery suchten damals eine deutsche Gemeinde als Städtepartner, und die Römerstadt kam ihren Vorstellungen sehr nahe, denn sie hatte wie Ennery ebenfalls einen ländlichen Charakter inmitten einer beeindruckenden Landschaft. Es folgte eine erste Kontaktaufnahme und ein erstes kleines Treffen in Paris, bevor eine Delegation aus Ennery Oberriexingen selbst einen Besuch abstattete.

Urkunde 1979 unterzeichnet

Schon beim Gegenbesuch einer Gruppe aus Oberriexingen um den damaligen Bürgermeister Willi Baur im September 1978 wurden alle Vorbereitungen für die Unterzeichnung der offiziellen Urkunde zur Städtepartnerschaft getroffen, die an Pfingsten 1979 vor dem Rathaus von Ennery stattfand. „Unsere Partnerschaft hat von Anfang an eine Herzlichkeit ausgezeichnet, die im Laufe der vergangenen 45 Jahre echte Freundschaften hervorgebracht hat“, macht Werner Somlai, der Nachfolger von Willi Baur deutlich, der seit Jahren ebenfalls stark engagiert in der Städtepartnerschaft ist. Auch Holger Großkopf hat die Verbindung zwischen Ennery und Oberriexingen seit 1996 entscheidend geprägt.

Junge Familien tragen „Jumelage 2.0“

„Als die Säulen unserer Partnerschaft würde ich die Bürgerschaft selbst sowie die Vereine wie die Stadtkapelle, den Gesangverein Vulkania und die Feuerwehr ansehen. Zudem haben wir das Glück, dass unsere ‚Jumelage 2.0’ jetzt von jungen Familien getragen wird, deren Kinder in der Schule die französische Sprache lernen“, schildert Holger Großkopf. Gerade der Austausch der Jugend war beiden Seiten schon immer sehr wichtig. So fanden immer wieder gegenseitige Jugendtreffen, zuletzt im Herbst vergangenen Jahres, statt, um die Begeisterung für die Städtepartnerschaft auch in die kommenden Generationen hineinzutragen. „Während die gegenseitigen Besuche in der Regel alle zwei Jahre stattfinden, gibt es für die Jugend jährliche Treffen“, erklärt Holger Großkopf.

Er ist froh, dass inzwischen wieder engagierte jüngere Familien gefunden werden konnten, welche die Städtepartnerschaft auch weiterhin lebendig halten, denn es gab auch eine Phase, in der es schwierig war, in der nicht genügend Gastgeber gefunden werden konnten, und das Interesse an der französischen Partnerstadt nachzulassen drohte.

„Auch in der Pandemie haben wir den Kontakt gehalten“, erläutert Kerstin Thurn, die sich mit ihrer Familie in Oberriexingen ebenfalls federführend für die Städtepartnerschaft einsetzt.

Tradition haben inzwischen die gegenseitigen Besuche bei den Neujahrsempfängen, bei denen das Wiedersehen zwar nur kurz ausfällt, aber die gemeinsamen Projekte für das neue Jahr besprochen werden. Für den 45. Geburtstag der Städtepartnerschaft wird eine Delegation mit rund 50 Besuchern vom 9. bis 12. Mai nach Oberriexingen reisen. Auf dem Programm steht dann ein Petanque-Turnier, ein gemeinsamer Ausflug nach Heidelberg, eine Feier in der Turn- und Festhalle und eine Wanderung währenddessen auf die vergangene Zeit zurück-, aber auch auf die kommenden Jahre vorausausgeblickt werden kann.

Völkerverständigung wichtig

„Die Völkerverständigung der beiden Nationen ist uns in der Städtepartnerschaft schon sehr wichtig, auch wenn wir aktuelle politische Themen zwischen Deutschland und Frankreich zwar ansprechen, aber nicht streitlustig diskutieren“, berichtet Somlai. Ihn hat besonders die gemeinsame Würdigung des 50. Jahrestags der Rede von Charles de Gaulle an die deutsche Jugend im Jahr 2012 bewegt.

Alle Beteiligten betonen immer wieder, dass die Menschen in Ennery und Oberriexingen inzwischen zu echten Freunden geworden sind. Auch der amtierende Bürgermeister von Ennery, Matthieu Laurent, war schon als Kind bei den Partnerschaftstreffen dabei und ist ein Beispiel für viele, die sich von Jugend an für den regen Austausch zwischen den beiden Kommunen einsetzen. Für den Besuch aus Ennery Anfang Mai werden noch Gastfamilien in Oberriexingen gesucht, denn alle Besucher sollen immer bei Familien in der Stadt untergebracht werden, um die partnerschaftlichen Beziehungen auch wirklich hautnah zu leben. 

 
 
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