Prozess um den erschossenen Asperger Cousins sollen wegen Totschlags hinter Gitter

Von Petra Häussermann
Auf diesem Schotterplatz in Asperg vor ziemlich genau einem Jahr ist sind die tödlichen Schüsse gefallen. Der 18-jährige Lukas starb. Foto: /Martin Kalb

Am Freitag wurden die Plädoyers im Fall um den getöteten Asperger vor dem Stuttgarter Landgericht gehalten. Für die beiden 21 Jahre alten Angeklagten und Cousins wurden mehrjährige Haftstrafen gefordert, der jüngste Angeklagte müsse mangels Beweisen an einer Tatbeteiligung freigesprochen werden und Haftentschädigung erhalten.

Teilweise emotionale Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Nebenklage sind am Freitag im Prozess um die tödlichen Schüsse in Asperg vorgetragen worden. Für die beiden 21 Jahre alten Angeklagten und Cousins wurden mehrjährige Haftstrafen gefordert, der jüngste Angeklagte müsse mangels Beweisen an einer Tatbeteiligung freigesprochen werden. Für den Staatsanwaltschaft gibt es nach wie vor Anhaltspunkte, dass er in dem Streit, der der Tat vorausging, „ein bestimmender Faktor“ war, dies reiche aber für eine Verurteilung nicht aus. Sowohl die Nebenklägervertreter als auch der Staatsanwalt behandelten ausführlich die Kernpunkte des Verfahrens: Wie sind die jeweiligen Anteile der drei Angeklagten am Tatgeschehen, die bis heute nicht aufgetauchte Tatwaffe sowie der Hintergrund der grausamen Tat auf einem Schotterparkplatz mitten in Asperg an Ostern vor einem Jahr.

„Kaltblütig und abgeklärt“

Der Anwalt der Familie des getöteten Opfers beantragte eine Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht und forderte 15 und 13 Jahre Haft für die beiden Cousins. Seiner Ansicht nach handelten sie „kaltblütig und bemerkenswert abgeklärt nach der sinnlosen und feigen Tat“. Die Eltern des getöteten 18-jährigen Lukas hielten sich an den Händen, als der Anwalt ausführte, dass der Schütze seines Erachtens ein „lediglich taktisches Geständnis abgegeben“ hat. Bis heute habe er nicht versucht, sich zu entschuldigen.

Bei dem Verbrechen waren innerhalb von drei Sekunden 21 Schuss aus einem Maschinengewehr abgefeuert worden. Zunächst trafen neun Durchschüsse und ein Streifschuss den 18-jährigen Freund von Lukas. Zwei Schüsse trafen den bereits im Gehen begriffenen Lukas, der sofort verstarb. Die Antwort zum eigentlichen Hintergrund der Tat musste auch der Staatsanwalt schuldig bleiben, vermutete aber, dass im Hintergrund „ein gravierender Konflikt stand, der viel größer war als eine Beleidigung über einen sozialen Mediendienst“, wie es der jüngste Angeklagte angegeben hatte.

Der Anklagevertreter beantragte auf Grundlage des Strafrahmens im Jugendstrafrecht wegen gemeinschaftlichen Totschlags, versuchten Totschlags und Körperverletzung neun Jahre Gefängnis für den Schützen und fünfeinhalb Jahre für den Fahrer, der als Einziger in der Hauptverhandlung vor dem Stuttgarter Landgericht keine Angaben gemacht hatte. Alle Plädoyers stuften den Fahrer als Mittäter ein, er habe den Schützen mit der vollautomatischen Waffe extra aus Leinfelden abgeholt und ihn dann zum Tatort in Asperg gefahren. Staatsanwaltschaft und Nebenklage betonten, dass die Waffe zu groß war, um sie nicht zu bemerken. Sie erteilten auch Überlegungen einer Schussabgabe aus Angst oder Notwehr eine klare Absage. Der Anwalt des schwer verletzten zweiten Opfers betonte, der Fahrer hätte viele Möglichkeiten gehabt, das wahnsinnige Vorhaben abzubrechen.

Der Prozess wird am 10. April mit Plädoyers der Verteidigung fortgesetzt.  Petra Häussermann

 
 
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