Sachsenheim Im Land der unverschlossenen Haustüren

Von Michaela Glemser
Nahmen am Erasmus-Austauschprogramm in der Slowakei teil (von links): Lehrerin Janina Paar mit den Schülern, Robin Mayer, Cintia Marozsan, Mia Johnson, Niilo Lichtenberger und Sarah Schelling. Foto: /Martin Kalb

Fünf Jugendliche der Gemeinschaftsschule Sachsenheim besuchen im Rahmen eines Europa-Projekts Partnerschule in Namestovo in der Slowakei. 

Sie lernen Europa und seine Menschen hautnah kennen und gewinnen Erfahrungen sowie Einblicke, die bei einer gewöhnlichen Urlaubsreise so nicht möglich sind.

Jüngst waren die Teilnehmer des Projekts „One United Europe from North to South“ von der Gemeinschaftsschule Sonnenfeld mit Begleitung von Lehrerin Janina Parr in der Slowakei, um dort eine Partnerschule zu besuchen und die anderen Programmteilnehmer aus Island, Schweden, Malta und Spanien zu treffen. Ziel des achttägigen Aufenthalts war die Stadt Namestovo am Orava-Stausee im Norden der Slowakei.

„Wir waren auf der Hinfahrt insgesamt 14 Stunden unterwegs und haben aber in Bratislava Station gemacht, auf der Rückfahrt waren es sogar 18 Stunden. Das war anstrengend, hat sich für die neuen Eindrücke jedoch wirklich gelohnt“, schildert Robin Mayer.

Namesovo hat 7600 Einwohner

Die „Materska Skola Komenského“ in der rund 7600 Einwohner zählenden Stadt Namestovo ist eine katholische Schule mit strikten Regeln. „Die Schülerzahl war überschaubar, und die Räume sowie Gebäude sehr in die Jahre gekommen. Es war eine Ganztagsschule, und einige Schüler hatten Tablets, aber sonst gab es in der Schule kaum Gebrauch von neuen Medien“, erzählt Mia Johnson.

Besonders beeindruckt hat ihren Klassenkameraden Niilo Lichtenberger die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort. „Ich war ja schon in einigen Ländern, aber von der Gastfreundlichkeit in der Slowakei war ich wirklich begeistert“, betont Niilo.

Deutsch als zweite Fremdsprache

Deutsch wird an der slowakischen Schule als zweite Fremdsprache nach Englisch gelehrt. Doch während des Austauschprogramms haben sich die Jugendlichen, die bei unterschiedlichen Gastfamilien untergebracht waren, meist in englischer Sprache unterhalten, da zeitgleich auch die Schüler aus Island, Malta, Spanien und Schweden in der Slowakei waren. „Wir waren immer ein Tag gemeinsam an der Schule und haben am anderen Tag wieder zusammen Ausflüge in die Umgebung unternommen“, erinnert sich Cintia Marozsan. Die insgesamt rund 60 bis 70 Schülerinnen und Schüler haben gemeinsam einen Baumwipfelpfad bewältigt, eine Tropfsteinhöhle besichtigt und sind in der Hohen Tatra gewandert.

„Besonders gefallen hat mir auch der Kochworkshop, bei dem wir die nationalen Spezialitäten in der Slowakei kennenlernen konnten“, berichtet Sarah Schelling. Als Vorgriff auf die kommende Adventszeit haben die Mädchen und Jungen zusammen typische slowakische Weihnachtswaffeln hergestellt oder sich auch frittiertes Brot mit Schafskäse und Speck schmecken lassen.

Getränk mit Lakritz-Geschmack

„Besonders interessant fand ich ein Getränk, das wie Cola aussah, aber sehr stark nach Lakritz geschmeckt hat“, erklärt Mia. Neu für die Jugendlichen war auch die Fahrt in den Privatfahrzeugen ihrer Gastfamilien, bei der sich kaum jemand mit einem Sicherheitsgurt angeschnallt hat. „Das gibt es dort anscheinend gar nicht. Auch gemeinsame Essen in der Familie waren eher selten der Fall, sondern jeder holt sich etwas, wann er Hunger hat. Die Haustüren sind tagsüber nie verschlossen, und die Nachbarn treten jederzeit ein“, erzählt Niilo.

Seine Klassenkameradin Mia hat vor allem die Gemeinschaft in der Schule beeindruckt, wo Mobbing so gut wie gar nicht stattfindet. „Das wird dort schon in der Grundschule mit starken Strafen unterbunden“, unterstreicht Mia.

Nächste Reise geht nach Malta

Bereits im März kommenden Jahres gehen die Schülerinnen und Schüler aus Sachsenheim wieder auf Reisen, denn dann steht das nächste Treffen im Rahmen des Projekts auf Malta an, bevor es um Pfingsten in den hohen Norden, nach Stockholm in Schweden geht. „Die Teilnahme an diesem Projekt hat sich für mich wirklich gelohnt. Ich habe nicht nur viele neue Freunde in Europa gefunden, sondern auch mein Englisch enorm verbessert und mein Selbstbewusstsein gestärkt“, stellt Niilo klar.

 
 
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