Sachsenheim Im Pferdesattel zu Hause

Von Michaela Glemser
Nachwuchs-Springreiter Lucas Wenz will mit seinem Pferd, dem 11-jährigen Oldenburger Wallach Chandon de Blue, bei nationalen und internationalen Turnieren Erfolge sammeln. Foto: /Oliver Bürkle

Der Nachwuchs-Springreiter Lucas Wenz reitet künftig die Hengste des Holsteiner Verbands in Elmshorn. 

Es ist idyllisch auf dem Reiterhof im Gladbacher Weg. Pferde grasen friedlich auf der Koppel, Hunde spielen fröhlich miteinander und Kinder laufen mit ihren Reithelmen voller Vorfreude in den Stallgassen umher. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, in die es alljährlich Turnierreiter aus der ganzen Welt lockt. Doch den Sohn des Hauses, den 24-jährigen Lucas Wenz, zieht es jetzt in die Ferne.

Das Nachwuchstalent im deutschen Springsport verstärkt ab ersten Oktober dieses Jahres das Bereiter-Team der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH mit Sitz in Elmshorn. Auf der Anlage stehen renommierte Zuchthengste, die in Zukunft von Wenz ausgebildet und auf Turnieren präsentiert werden.

Freude auf die neue Aufgabe

„Ich freue mich sehr auf die neuen Erfahrungen, die ich machen werde. Gemeinsam mit den Pferden zu wachsen, ist sehr erfüllend, bedeutet aber auch eine große Verantwortung, der ich mich stellen will“, erläutert Wenz, dem der Reitsport und die Liebe zu Pferden gleichsam in die Wiege gelegt wurde. Seine Eltern, Nicole und Marcus Wenz, lernten sich im internationalen Springsport kennen und waren auf unterschiedlichen Gestüten tätig, bevor sie im Jahr 2019 mit ihren Söhnen Lucas und Collin nach Sersheim zurückkehrten. Dort betrieben die Eltern von Marcus Wenz einen Reiterhof, auf dem sich heute seine Schwester Kerstin um den Reitunterricht kümmert.

Marcus Wenz, der auch Nationaltrainer des luxemburgischen Springreiter-Teams ist, widmet sich auf der Anlage vor den Toren Sersheims der Ausbildung von Pferden und Reitern für den Turniersport. „Wir haben jedes Jahr internationale Reiterinnen und Reiter beispielsweise aus den USA oder Thailand auf unserem Hof, die sich bei uns trainieren lassen. Wir kümmern uns aber auch um die Ausbildung von Sportpferden und verkaufen diese“, macht Marcus Wenz deutlich. Bis zu acht unterschiedliche Pferde reitet sein Sohn Lucas am Tag und dazu gehört nicht nur das Training auf dem Springplatz, sondern auch Einheiten an der Longe, in Gymnastik oder Dressurlektionen.

„Jedes Pferd ist von seinem Charakter her anders. Darauf gilt es sich als Reiter immer wieder neu einzustellen. Ich merke meist schon sofort, wenn ich im Sattel sitze, ob das Pferd an diesem Tag gut oder schlecht gelaunt ist“, erklärt Lucas Wenz.

Pferdemarkt-Turnier im Blick

Er konnte in diesem Jahr schon Erfolge beim U25-Turnier beim Maimarkt in Mannheim und im westfälischen Balve sammeln, wo alljährlich die Deutschen Meisterschaften im Springreiten stattfinden. Besonders freut sich der Nachwuchsreiter aber auf die Wettbewerbe beim großen Pferdemarkt-Turnier in Bietigheim-Bissingen, wo er im vergangenen Jahr mit dem Goldenen Reitabzeichen ausgezeichnet wurde.

„Die Konkurrenz ist in Deutschland sehr groß, wo es auch in meiner Altersklasse viele gute Reiterinnen und Reiter gibt. Aber nach einer Einarbeitungs- und Kennlernphase an meiner neuen Wirkungsstätte will ich im kommenden Jahr im Turniersport mehr und mehr Fuß fassen“, berichtet Lucas Wenz. Er nimmt dazu auch eigene Pferde mit in den Norden auf die Anlage des Holsteiner Verbands. Zu seinen aktuellen vierbeinigen Stars gehört zum Beispiel der 11-jährige Oldenburger Wallach Chandon de Blue, mit dem er schon bei 3-Sterne-S-Springen mit Hindernishöhen bis 1,50 Metern erfolgreich war.

„Zu meinen Vorbildern im Reitsport zählen natürlich meine Eltern, aber auch mein Onkel Holger, der im Stall von Ludger Beerbaum reitet, oder Marco Kutscher“, unterstreicht Lucas Wenz, der zum Ausgleich gerne Fußball spielt. Sein jüngerer Bruder, der 14-jährige Collin Wenz, wird nach dem Weggang von Lucas Wenz auch einige von dessen Pferden übernehmen.

„Das ist ein fließender Übergang, und so kann Collin auch den nächsten Schritt machen, denn er gehört in seiner Altersklasse zum Nachwuchskader bei den Deutschen Springreitern und wird an den Deutschen sowie den Europameisterschaften teilnehmen“, erklärt der stolze Vater Marcus Wenz.

Erfahrungen in den USA gesammelt

Es ist nicht das erste Mal, dass er seinen ältesten Sohn Lucas ziehen lässt, denn dieser sammelte schon in den USA sowie bei Springreiter- und -trainer Andreas Kreuzer auf der renommierten Reitsportanlage in Damme wertvolle Erfahrungen.

„Das erhoffe ich mir auch beim Holsteiner Verband, wo ich in einem Team mit bis zu drei Bereitern mit wirklich sehr guten Hengsten arbeiten kann“, freut sich Lucas Wenz. Er träumt davon, für Deutschland in einem Nationen-Preis starten zu dürfen und hofft seinem großen Ziel an neuer Wirkungsstätte wieder ein wenig näher zu kommen.

Doch zuvor möchte der Nachwuchsreiter beim Turnier unterm Viadukt in Bietigheim-Bissingen sein Bestes geben. Für seinen Vater Marcus sind diese Augenblicke immer besonders emotional, wenn er den eigenen Sohn am Rande des Parcours coacht und mit ihm mitfiebert.  

 
 
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