Sachsenheim Interimslösung für die Feuerwehr angepeilt

Von Martin Hein
Die Großsachsenheimer Feuerwehr leidet unter Platzmangel. Das Feuerwehrhaus ist zu klein und veraltet. Foto: /Oliver Bürkle

Im Bereich des Großsachsenheimer Feuerwehrhauses soll dringend benötigter Platz geschaffen werden. Zugleich wird ein Grundstück für einen Ersatzbau gesucht.

Platzmangel wohin man blickt. Bereits 1990 waren die Zustände im Großsachsenheimer Feuerwehrhaus nicht mehr tragbar. Damals entschied man sich, den Standort in der Innenstadt beizubehalten. Das alte Feuerwehrhaus wurde umgebaut und erhielt einen Erweiterungsbau der im Juli 1996 fertiggestellt wurde.

Inzwischen haben sich die Anforderungen und technischen Vorgaben an die Feuerwehr massiv weiterentwickelt. Der Gemeinderat überzeugte sich Anfang Oktober von den beengten Verhältnissen unter denen die 63 Feuerwehrangehörigen der Großsachsenheimer Einsatzabteilung ihren Dienst versehen. Tatsache ist, dass die Einsatzabteilung erfreulicherweise einen konstanten Zuwachs verzeichnet.

Schwache Tagesverfügbarkeit

Trotzdem ist die Gesamtstärke, auch angesichts steigender Anforderungen, zu gering. Vor allem die schwache Tagesverfügbarkeit, besonders zu den kritischen Zeiten werktags und tagsüber sei ein ständiges Problem, erläuterte Philipp Rousta, der hauptamtliche Kommandant der Sachsenheimer Feuerwehr. Eckpfeiler für die Nachwuchsförderung ist die Sachsenheimer Jugendfeuerwehr. Die Abteilung der Jugendfeuerwehr umfasst derzeit 37 Kinder und Jugendliche für die lediglich in sehr begrenztem Umfang Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.

Das Feuerwehrhaus in Großsachsenheim ist inzwischen generell zu klein und weist zudem erhebliche Defizite im Bereich des Arbeitsschutzes auf. Der Platz im Bereich der Fahrzeugabstellplätze ist in keiner Weise ausreichend, Vorgaben bei den Laufwegen, Abstände zu Wandteilen und dergleichen können nicht mehr eingehalten werden. Teilweise besteht sogar die Gefahr, dass sich die Feuerwehrangehörigen verletzten können. Gefährdungsbeurteilungen bescheinigen den mangelhaften Zustand. Kontaminierte Schutzkleidung oder Werkzeug kann nur unzureichend gereinigt werden, da verschmutztes Wasser bei den Laufwegen verteilt wird, schildert Rousta. Die Atemluft in der Fahrzeughalle ist nach dem Starten des Lkw sogar im gesundheitsschädlichen Bereich, dass die Alarmsensoren der CO2-Warngeräte anschlagen. Auch bei den Umkleidebereichen bei den Feuerwehrmänner und -frauen liegt es im Argen. Selbst die Werkstatt ist, weil sie auch als Umkleidekabine genutzt wird, nur eingeschränkt nutzbar. Auf Teile des Lagers im Erdgeschoss kann nur mit einem Hubwagen zugegriffen werden. Immerhin sind dort Spezialgeräte im Wert von über 100 000 Euro eingelagert. Küche, Aufenthaltsraum, sowie der Raum für die Jugendarbeit sind allesamt inzwischen deutlich zu klein und in die Jahre gekommen. Selbst die Funkzentrale entspricht nicht mehr den geltenden Vorgaben. Nach Auskunft von Philipp Rousta könnte im Falle eines Blackouts im Großsachsenheimer Feuerwehrhaus keine Einsatzzentrale und somit das landkreisweit umzusetzende Notfalltreffpunkt-Konzept nicht umgesetzt werden.

80 Prozent der Einsätze

Was den Außenbereich angeht, gibt es viel zu wenig Alarmstellplätze und die äußerst beengte örtliche Lage des Feuerwehrhauses mit den beengten Zufahrtswegen sowie die Ausfahrt mit den Einsatzfahrzeugen ist inzwischen kritisch. Kurz und gut – es klemmt an allen Ecken und Enden. Über die Feuerwehrabteilung Großsachsenheim laufen nach Auskunft des Kommandanten 80 Prozent der Einsätze.

Als absolutes Minimum für die Gefahrenabwehr sieht Philipp Rousta das Vorhalten von zwei Löschgruppenfahrzeugen mit Gruppenbesatzung sowie einen Mannschaftstransportwagen mit insgesamt rund 27 Einsatzkräften. Bei einem Vollalarm müssten mindestens 81 Personen alarmiert werden. Die Abteilung zählt aktuell jedoch lediglich 61 Angehörige, heißt konkret, dass die Personalstärke dringend aufgebaut werden muss. Bei dem gegenwärtigen massiven Platzmangel ein ambitioniertes Unterfangen. Mit einer Container-Lösung könnte zumindest vorerst etwas Abhilfe geschaffen werden. Mittelfristig scheint ein neuer Standort für die Einsatzabteilung Großsachsenheim unausweichlich.

„Platzt aus allen Nähten“

Bürgermeister Holger Albrich brachte es auf den Punkt: Das Großsachsenheimer Feuerwehrhaus platzt aus allen Nähten, und betonte, dass man die beste Lösung finden möchte. Angesichts der umfangreichen Mängelliste herrschte großer Konsens im Gremium. Karl Willig (FDP) sah ebenfalls die große Not der Großsachsenheimer Wehrleute. Es sei unbestritten, dass der Platz eng ist, so der FDP-Stadtrat, die Belegung sei früher ok gewesen. „Der Standort, der jetzt kommt, muss sitzen“, so Karl Willig. Gemeinderat Ralf Nägele (FWV), selbst aktiver Feuerwehrmann, kam zu der Feststellung: „Die Zustände sind katastrophal.“ Nägele wies darauf hin, dass die Abteilung jetzt den 100. Einsatz in diesem Jahr gehabt habe. Es sei eine absolute Notwendigkeit gegeben, die Missstände zu beheben, zumal die Aufgaben immer komplexer werden. Ein Neubau sei zwingend notwendig, so Nägele.

Er würde keinen Cent mehr in den aktuellen Standort investieren, äußerte sich Florian Essig (CDU) und plädierte dafür, dass man bereits im nächsten Jahr einen neuen Standort finden und keine Zeit verlieren solle. Oliver Häcker (fraktionslos) geht davon aus, dass man einige Jahre braucht um einen Standort zu finden, deshalb sei ein Provisorium notwendig.

Auch Thomas Bay (FDP) kam zu dem Schluss, dass eine Interimslösung mehr als nötig sei und warf gleich als möglichen Standort ein Areal beim Aldi-Supermarkt beim Eichwald-Gelände in die Diskussion mit ein.

Bürgermeister Holger Albrich wies darauf hin, dass man keinen Standort diskutieren werde. Lars Weydt (CDU) mahnte an, mit Blick auf die Standort-Diskussion beim Feuerwehrstandort Kirbachtal, dass man bitte nicht ein Jahr lang Gegenvorschläge machen solle. Schlussendlich stimmten alle Gremiumsmitglieder dem Beschlussvorschlag zu, nachdem die Verwaltung beauftragt wird, im Bereich des Feuerwehrhauses Großsachsenheim Platz für eine dringend benötigte Interimslösung zu schaffen. Zugleich soll auch ein geeignetes Grundstück für einen Ersatzbau in Großsachsenheim gesucht werden.

 
 
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