Sachsenheim-Ochsenbach Naturschutz im Wald hautnah erlebt

Von Michaela Glemser
In Ochsenbach fand eine Waldbegehung statt, rechts Bürgermeister Holger Albrich bei seiner Ansprache. Foto: /Martin Kalb

Rund 80 Teilnehmer blickten Revierförster Theo Wöhr beim Waldbegang der Stadt über die Schulter. 

Mit rund 1300 Hektar Wald hat die Stadt den größten Kommunalwald im Kreis Ludwigsburg. Dass dabei aber nicht nur die Nutzfunktion im Zentrum des Interesses steht, sondern auch dem Naturschutz und der Erholungs- sowie pädagogischen Aufgabe des Forstes besondere Bedeutung beigemessen werden, konnten die rund 80 Teilnehmer am diesjährigen Waldbegang der Stadt hautnah feststellen. Revierförster Theo Wöhr und Bürgermeister Holger Albrich begrüßten im Ochsenbacher Wald nicht nur Ortschafts- und Gemeinderäte, sondern auch Jäger sowie Brennholzkunden der Stadt.

75 Prozent der Fläche unterbesonderem Schutz

„Sachsenheim ist beim Wald sehr gut aufgestellt. Zehn Prozent der Fläche sind kartierte Biotope. Dieser Wert ist überdurchschnittlich in Baden-Württemberg. 75 Prozent der Fläche steht als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) unter besonderem Schutz“, erläuterte der Fachbereichsleiter für den Wald beim Landratsamt Ludwigsburg, Dr. Simon Boden. Auch die Festmeter beim Alt- und Totholzkonzept haben sich in den vergangenen Jahren von zehn auf nunmehr 17 Festmeter im Sachsenheimer Forst erhöht.

Diesem Konzept war auch die erste Station des Waldbegangs gewidmet. Dabei geht es um den Schutz von Habitatbäumen mit besonderen Strukturen wie Pilzkonsolen, Spechthöhlen oder Kronenabbrüchen. Sie bleiben als einzelne Bäume, im Rahmen von kleineren Baumgruppen oder gar als Minibaumwälder oder Waldrefugien bis zu ihrem natürlichen Verfall im Wald. „Dazu werden die ausgewählten Bäume in Brusthöhe mit einer farbigen Markierung versehen und ihr Stamm-Durchmesser an dieser Stelle verzeichnet, und zwar ob er über 30 oder gar über 50 Zentimeter liegt“, schilderte Wöhr, während ein Mitarbeiter des Forstes einen alten Buchenbaum kennzeichnete, wo sich Höhlen des seltenen Mittelspechts befanden, dessen Krone abgebrochen war und wo eventuell auch Fledermausarten einen Rückzugsort fanden. „Wir könnten diesen Baum als Brennholz nutzen, aber viele Tiere brauchen diese Strukturen und damit erhalten wie die Biodiversität im Wald. Auf allen drei Hektar Fläche sollte eine solche Habitatgruppe als Trittstein zum Weiterwandern für die Tiere vorhanden sein“, betonte Boden.

Um die Wasserbewohner ging es an der zweiten Station, bei der die Teilnehmer einen Tümpel besichtigen konnten, der beispielsweise als Lebensraum für den Kammmolch dienen könnte. „In Häfnerhaslach wurde ein Biotop für diese Molchart bereits angelegt und von Fischen befreit, welche den Laich des Molchs fressen würden“, erklärte Revierförster Wöhr. Die Gelbbauchunke wiederum, die ebenfalls im Gebiet Stromberg heimisch ist, liebt dagegen reines Wasser ohne Pflanzen. Ihr genügen auch kleine Gewässer wie die Fahrspuren der schweren Forstfahrzeuge, welche die Forstarbeiter gerade dafür oftmals stehen lassen, damit sie sich bei Regen füllen können.

Wie Naturschutz auf einer einstigen Sturmwurffläche aussehen kann, erlebten die Teilnehmer an der dritten Station des Waldbegangs. Dort verblieben nur einige mittelalte Eichen, und so konnte sich darunter eine lichte Fläche mit Wildkräutern und jungen Eichen bilden. „Viele Insektenarten lieben auch das Licht, und für sie ist dieses Areal als Lebensraum sehr gut geeignet“, unterstrich Förster Wöhr.

Teilnehmer konntenselbst aktiv werden

Selbst aktiv konnten die Teilnehmer an der letzten Station werden, wo die Forstmitarbeiter ihre waldpädagogischen Angebote vorstellten und einen eigenen kleinen Waldparcours aufgebaut hatten. „Ich habe inzwischen mit meinem Team mit allen Schulen in der Stadt vom Gymnasium bis zur Grundschule Veranstaltungen im Wald durchgeführt. Mit der Kirbachschule in Hohenhaslach haben wir sogar einen eigenen kleinen Schulwald geschaffen“, berichtete Wöhr. Dabei haben die Schüler nicht nur beim Pflanzen junger Bäume mitgeholfen, sondern auch Schutzzäune errichtet und bei der Pflege unterstützt.

Daraus soll sich eine langfristige Zusammenarbeit entwickeln. „Die Kinder sollen dabei den Wald nicht nur erleben und schätzen lernen, sondern auch erkennen, dass er ein global wichtiger Naturraum ist“, machte Förster Wöhr deutlich. Das Revier Kirbachtal ist seit 2020 Schwerpunktrevier für Waldpädagogik. „Die Schülerinnen und Schüler sollen sich nicht nur Wissen über das Ökosystem Wald aneignen, sondern auch selbst reflektieren, wie nachhaltiges Handeln aussehen kann“, stellte auch Bürgermeister Albrich fest.

 
 
- Anzeige -