Sachsenheim Seit 50 Jahren Flugbetrieb in Kleinsachsenheim

Von Martin Hein
Die Modellflugzeuge stets im Blick! Seit 50 Jahren starten und landen die Modellflieger in Kleinsachsenheim Foto: /Martin Hein

Erst flogen die Modellflieger beim alten Sportplatz in Großsachsenheim, bis sie schließlich  in Kleinsachsenheim ein Gelände erhielten.

Tatsächlich ist es kein Zufall, dass es in Sachsenheim ein Modellfluggelände gibt. Ursprünglich waren die Modellflieger in Großsachsenheim aktiv und zwar in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Flugplatzes auf dem Eichwaldgelände. Genauer auf dem alten Sportplatz oberhalb von Unterriexingen. Weit über die Grenzen der Nachbargemeinden hinaus hat sich dieses Gelände vor allem sonntags in den 1960 Jahren als beliebten Treffpunkt der Modellflieger etabliert. Allerdings war es kein offizielles Vereinsgelände. Die Modellflieger der Luftsportgemeinschaft Bietigheim waren dort sozusagen nur geduldet.

Dies wollten die Hobby-Piloten ändern und waren Ende der 1960 Jahre schließlich auf der Suche nach einem, für den offiziellen Vereinssport geeigneten Gelände.

Alter Sportplatz als Flugplatz

Die Modellflieger hatten das Gelände des früheren Großsachsenheimer Sportplatzes, ins Auge gefasst. Mehrmals haben die Modellflieger ihr Anliegen bei der Großsachsenheimer Stadtverwaltung vorgetragen und einen Pachtvertrag vorgeschlagen. Sie wollten dort einen geordneten Flugbetrieb aufnehmen und sich, quasi als Gegenleistung, gegen wilde Schuttablagerungen und sinnloses Autorasen auf diesem Areal einsetzen. Man wolle nur Flugmodelle zulassen, in denen die gesetzlich vorgeschriebene Lärmdämmung eingebaut sei.

In der Debatte des Großsachsenheimer Gemeinderats Ende Oktober 1967 stieß das Anliegen der LSG zunächst auf Skepsis. Der Lärm auf dem früheren, nahe gelegenen Flugplatz bereite ohnehin schon viele Sorgen, wozu auch der moped-ähnliche Lärm der Flugzeugmodelle gehöre. Man könne nicht auf der einen Seite gegen Hubschrauberlärm sein und zugleich solches Modellfliegen erlauben, war die im Gemeinderat vorherrschende Meinung. Trotzdem wolle man das Anliegen des Vereins prüfen. Schließlich durften die Modellflieger auf dem alten Sportgelände ihrem Hobby nachgehen.

Nähe zur Nike-Basis kritisch

Es zeigte sich jedoch, dass das Gelände in unmittelbarer Nähe zur Nike-Basis der amerikanischen Streitkräfte auf dem Eichwaldgelände langfristig eher ungeeignet war. 1969 kam wieder Bewegung in Sachen Flugplatz für die Modellflieger. Die LSG hatte die Möglichkeit, von der Stadt Bietigheim ein Wiesengrundstück auf Kleinsachsenheimer Gemarkung im Gewann „Alte Waldwiesen“, das in der Nähe des damaligen Schuttplatzes lag, zu pachten.

Bietigheim machte jedoch den Abschluss des Pachtvertrages von der Zustimmung des Kleinsachsenheimer Gemeinderats abhängig. Die angrenzenden Grundstückseigentümer hatten keine Einwände. Die LSG würde, einer Vereinbarung zufolge, den Weg zu dem Grundstück ausbauen und Parkplätze schaffen. Die Kleinsachsenheimer Gemeinderäte hatte bei einer Sitzung Mitte Juni 1969 keine Bedenken, legten jedoch Wert darauf, dass den Anwohnern keine Schäden entstehen dürfen. So hatten die Modellflieger eine neue Bleibe gefunden.

Einweihung im Oktober 1973

Knapp vier Jahre später, Mitte Oktober 1973, war der Flugplatz soweit hergerichtet und der reguläre Flugbetrieb konnte am 13. Oktober offiziell aufgenommen werden.

Modellflieger aus der ganzen Bundesrepublik trafen sich auf dem Kleinsachsenheimer Flugplatz und zeigten den zahlreichen Zuschauern Flugvorführungen unter anderem im Fesselflug. Den Fesselflug-Wettbewerb gewann damals Johann Dübell vom MCM München und erhielt dafür den Ehrenpreis der Stadt Bietigheim aus der Hand von Bürgermeister Karl Mai.

Vielseitige Modellfliegerei

Alois Kletzenbauer, der Leiter der LSG-Modellbaugruppe, erklärte, dass man mit diesen Darbietungen insbesondere auch der Jugend zeigen wolle, wie interessant und vielseitig die Modellfliegerei sein könne. Der Sachsenheimer Bürgermeister Karl-Heinz Lüth wies bei der Einweihung darauf hin, dass es nicht immer ganz einfach sei, für sportliche Betätigungen geeignete Plätze zu finden. Die Modellbaugruppe könne aber mit dem Platz, der ihr jetzt zur Verfügung stehe, vollauf zufrieden sein. Dass er sehr notwendig sei, zeige sich daran, dass er bereits rege in Anspruch genommen werde.

Mit der Enthüllung einer Tafel mit der Inschrift „Modellfluggelände Sachsenheim“ wurde der offizielle Teil der Einweihung abgeschlossen. Seither gehen die Modellflieger ihrem anspruchsvollen Hobby auf dem Fluggelände in Kleinsachsenheim nach.

Viele Flugtage mit zahlreichen Zuschauern haben seither dort stattgefunden. Inzwischen gehören die Modellflieger nicht mehr zur LSG Bietigheim. Im August 2014 hat sich die Modellbaugruppe von der LSG Bietigheim-Lauffen-Löchgau e.V. abgespalten und ist seither als Modellflugsportverein Bietigheim-Sachsenheim e.V. kurz MFSV ein eigenständiger und gemeinnütziger Verein.

Aktuell über 100 Mitglieder

Der nach wie vor äußerst aktive Verein zählt nach Auskunft des Vorsitzenden Stefan Meyle aktuell rund 100 Mitglieder im Alter von etwa 8 bis über 80 Jahren. Geflogen werden Modellflugzeuge mit einem Startgewicht von bis zu 25 Kilogramm die im Sichtflug gesteuert werden. Heißt konkret, der Pilot hat sein Fluggerät immer im Blick.

Bei den Modellfliegern haben sich längst Elektromotoren mit Akku durchgesetzt. Flugzeuge mit Verbrenner-Motoren werden hauptsächlich nur noch als Schlepper für Segelflugzeuge eingesetzt. Selbstverständlich steht neben dem Fliegen das Bauen der Flugzeugmodelle im Vordergrund. Stefan Meyle weist darauf hin, dass viele Entwicklungen, die bei den so genannten manntragenden Flugzeugen Einzug gehalten haben, ihren Ursprung bei den Modellfliegern haben.

 
 
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