Sachsenheimer Hospizgruppe Begleiter für den letzten Weg gesucht

Von Bigna Fink
Die Hospizbegleiterinnen Angela Daub, Bettina Mayer, Doris Sprenger (v. l.) im Sachsenheimer Pflegeheim Sonnenfeld. Die Hospizgruppenleiterin Mayer bildet ab Januar neue Ehrenamtliche aus. Foto: Oliver Bürkle

Ehrenamtliche der ambulante Hospizgruppe Sachsenheim schenken Schwerkranken und Sterbenden ein offenes Ohr und gemeinsame Zeit. Ein Kurs für angehende Mitarbeiter des ambulanten Hospizdienstes startet im Januar. Warum das Ehrenamt eine Bereicherung sein kann, berichten Hospizbegleiterinnen.

Ich werde nicht mit dir hinübergehen, aber ich begleite dich an die Grenze“, heißt es in einem Gedicht eines Autors namens Mu-un Ra, das Bettina Mayer zum Gespräch mit der BZ mitgebracht hat. Das Gedicht beschreibe gut die Aufgabe der Hospizbegleiterinnen und -begleiter, erzählt die Palliativ-Fachkraft aus Sersheim, die seit 2009 die ambulante Hospizgruppe in Sachsenheim leitet.

Derzeit engagieren sich 20 Menschen im ambulanten Hospizdienst, darunter vier Männer. Sie nehmen sich Zeit für Menschen in Groß- und Kleinsachsenheim, in Sersheim und dem Kirbachtal, bei denen feststeht, dass sie nicht mehr viel Lebenszeit haben. Sie sind für Schwerkranke und Sterbende zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus da und stehen auch den Angehörigen in dieser schwierigen Lebensphase zur Seite. Denn Momente der Trauer, des Schmerzes und des Glücks liegen in dieser Zeit oft dicht beieinander.

Ab Januar 2023 bildet der Dienst unter dem Dach der kirchlichen Sozialstation Sachsenheim neue Ehrenamtliche aus. „Wir brauchen dringend Verstärkung“, betont Bettina Mayer. Das können Angela Daub und Doris Sprenger nur bekräftigen: „Vor allem auch Männer ermutigen wir zu dieser erfüllenden Aufgabe. Sie erreichen die Betroffenen auf anderer Ebene, haben einen anderen, wertvollen Ansatz“, erzählt Doris Sprenger. Die Bietigheimerin setzt sich seit fast 20 Jahren ehrenamtlich als Begleiterin von Menschen auf ihrem letzten Weg ein. Sie wollte mit dieser Aufgabe einen hilfreichen Umgang mit dem Tod finden, erzählt die 63-Jährige über ihre Motivation.

Gespräche in der Gruppe

„Während des damaligen Kurses haben mich die Themen Sterben, Tod und Loslassen oft emotional sehr mitgenommen“, sagt Doris Sprenger offen. „Doch die Gespräche in der Gruppe haben mir sehr geholfen und mich wachsen lassen.“

Einmal im Monat treffen sich die Ehrenamtlichen zu einem Gruppenabend und tauschen sich aus. Dabei werde auch viel gelacht, erzählt Koordinatorin Bettina Mayer, „wir haben viel Spaß zusammen.“ Dreimal im Jahr kommt eine externe Beraterin zur Supervision zum Gruppenabend, um mit den Ehrenamtlichen Themen aus ihren Hospizbegleitungen zu bearbeiten, die ihnen am Herzen liegen.

Seit zwei Jahren, also noch relativ neu in der Sachsenheimer Hospizgruppe, dabei ist Angela Daub. „Ich habe eine Gehbehinderung und werde später in meinem Leben mehr auf Hilfe angewiesen sein“, erzählt sie. „Da ich sowieso gerne Menschen unterstütze, möchte ich Bedürftigen im Voraus schon etwas zurückgeben“, sind die Beweggründe der Untermbergerin für ihren Einsatz als Hospizbegleiterin.

Was tut den Betroffenen gut?

„Die Aufgabe von uns ist, einfach für die Betroffenen dazu sein und zu spüren, was ihnen gut tut“, erklärt Angela Daub, deren Begleitungen mit bisher sieben Schwerkranken und Sterbenden ganz unterschiedlich verliefen: „Es gibt Menschen, die schlafen meist, andere sind voll da. Ich lese ihnen zum Beispiel etwas vor oder unterhalte mich mit ihnen, halte ihre Hand“, sagt die 48-Jährige, „es sind kleine Erlebnisse, die den Betroffenen gut tun“.

Die Aufgabe zeige das alltägliche Glück, sagt Bettina Mayer. „Sie macht uns bewusst, wie viel Schönes wir im Leben im Kleinen erfahren können.“ Auch Doris Sprenger findet: „In der Regel geht man unendlich bereichert nach Hause, schätzt alltägliche Kleinigkeiten mehr. Eine Aussage einer Heimbewohnerin vor einigen Jahren, die wenig gesprochen habe, habe sie besonders gerührt: „Es ist so schön, dass ich nicht alleine bin, dass Sie Zeit für mich haben.“

Frühzeitig melden

Bettina Mayer wünscht sich, dass Betroffene und Angehörige sich frühzeitig an sie wenden, „am besten, sobald die Diagnose steht“. Die Hospizbegleitung ist kostenlos und individuell angepasst an die Bedürfnisse der Betroffenen. Oft würden sich die Menschen sehr kurzfristig beim Hospizdienst melden. „Es ist für uns hilfreich, die Betroffenen möglichst früh kennenzulernen, ergänzt Sprenger, um möglichst gut auf die Schwerkranken eingehen zu können.“

Im Gedicht von Mu-un Ra heißt es am Schluss: „Ich bin mit all meinem Respekt und meiner Liebe bei Dir und deinem Weg bis ans Ufer.“

Ein halbes Jahr Ausbildung im Hospizdienst

Die Hospizgruppe
Sachsenheim sucht Verstärkung. Im Januar bietet der ambulante Hospizdienst einen Vorbereitungskurs für künftige Hospizbegleiter an. Der Kurs dauert ein halbes Jahr und findet an zwölf Abenden sowie sechs Wochenenden in den Räumen der Kirchlichen Sozialstation Sachsenheim statt. Die Kursgebühr beträgt 175 Euro, die nach einem Jahr ehrenamtlicher Mitarbeit erstattet werden kann.

Offenheit und Zeit
sollten Interessierte mitbringen und es sollte ihnen emotional gut gehen, so Bettina Mayer, die Koordinatorin der Hospizgruppe, denn: „Sich unmittelbar mit Leben und Sterben auseinanderzusetzen, ist ebenso Herausforderung wie Bereicherung“, heißt es über den Kurs. Themen sind unter anderem Bedürfnisse der Sterbenden, Prozess des Sterbens, Trauer, pflegende Angehörige. Die Vorgespräche für den Kurs sind am Mittwoch, 11. Januar. Weitere Informationen gibt es unter www.sozialstation-sachsenheim.de.

 
 
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