Sersheim Mit digitalem Zwilling punkten

Von Michaela Glemser
Das Foto zeigt vorne von rechts nach links: Bürgermeister Jürgen Scholz, Steffen Jäger (Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg), Landrat Dietmar Allgaier, Michael Resch (Direktor des HLRS) und Claus-Peter Hutter. Foto: /Martin Kalb

Rund 120 Teilnehmer beraten beim Symposium „Sciences goes Society“ in Sersheim über einen gemeinsamen Weg zur Klimaneutralität.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind Probleme, die nur gesamtgesellschaftlich gelöst werden können. Dazu bedarf es der Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Kommunen und der Zivilbevölkerung. Dies war der Tenor des Symposiums „Sciences goes Society“, zu dem auf Einladung der Vertreter des Höchstleistungsrechenzentrums an der Universität Stuttgart (HLRS) rund 120 Bürgermeister, Vertreter der Kommunalverwaltungen, von Interessenverbänden und Organisationen in die Sersheimer Sport- und Kulturhalle gekommen waren.

Seit Anfang der 1990er-Jahre

„Für unsere Gemeinde sind die Themen der Natur und Nachhaltigkeit nicht neu. Daher sind wir schon ein wenig stolz darauf, dass wir für dieses Symposium mit solch hochkarätigen Beteiligten aus unterschiedlichen Bereichen ausgewählt wurden“, erklärte Bürgermeister Jürgen Scholz. Er erinnerte daran, dass sich seine Kommune bereits seit Anfang der 1990er-Jahre für diese Themen engagiere und bei der Realisierung mancher Projekte viel Geduld gebraucht habe, um aus Konfliktgegnern Konfliktpartner zu machen.

Scholz sprach sich für neue Wege und Partnerschaften sowie das Fortbestehen bestehender Netzwerke aus, um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein. Zu diesen Zielen sollte das Symposium wesentlich beitragen, denn dabei wurden auch neue Methoden vorgestellt, welche die Vorhersage künftiger Szenarien und Entwicklungen erheblich erleichtern können.

Konkrete Planung mit 3D-Simulation

„Mit unserem Projekt des ‚digitalen Zwillings‘ ist es möglich, mit 3 D-Simulationen aufzuzeigen, wie sich Städte und Gemeinden oder ganze Gebiete in Zukunft entwickeln werden“, erläuterte Dr. Karin Blessing vom HLRS. Mit diesem digitalen Hilfsmitteln lassen sich nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren oder Hochwasserereignisse visualisieren, sondern auch in der Stadtplanung kann der digitale Zwilling für mehr Klarheit sorgen, da er eine Gesamtschau ermöglicht statt unterschiedliche zweidimensionale Pläne mit einzelnen Teilergebnissen zurate ziehen zu müssen.

In einem Modellprojekt mit der Stadt Herrenberg konnte beispielsweise die Fortschreibung des Verkehrswegeplans mit Hilfe eines „digitalen Zwillings“ visualisiert werden, bevor konkrete Planungen in die Realität umgesetzt wurden. „Wir können durch Simulation zudem aufzeigen, wie sich Städte und Landschaften durch die Auswirkungen des Klimawandels verändern. Handeln müssen aber die Kommunen und jeder einzelne Bürger“, unterstrich der Direktor des HLRS, Prof. Dr. Michael Resch.

Der Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, Steffen Jäger, machte deutlich, dass solche Veranstaltungen wichtig seien, um die Vorkehrungen für die Folgen des Klimawandels in den Kommunen rechtzeitig treffen zu können. Aber dafür fehlt es oftmals an Personal und am passenden Rechtsrahmen. „Wir in den Gemeinden können nicht mehr das Vollsortiment an staatlichen Aufgaben leisten, die für eine sichere und erfolgreiche Zukunft erforderlich sind“, stellte Jäger klar. Er verwies darauf, dass mehr Eigenverantwortung der einzelnen Bürger in diesen Bereichen nötig sei, in denen künftig weniger staatliche Leistung erbracht werden könne. „Die Kosten der Klimaneutralität können nicht nur über staatliche Gelder gedeckt werden“, so Jäger, der kluge Umsetzungspläne, die Nutzung von künstlicher und kommunaler Intelligenz sowie das Zusammenwirken von Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen und Zivilbevölkerung einforderte.

Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz

Auch der Schirmherr des Symposiums, Landrat Dietmar Allgaier, erinnerte daran, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für die Klimaschutzmaßnahmen gegeben sein müsse und dabei jeder Einzelne gefordert sei. „Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der das Miteinander und das Zusammenwirken aus ganz unterschiedlichen Perspektiven wichtig ist“, erklärte Allgaier.

In Fachvorträgen erläuterten Experten, wie Kommunen vorhandenes Wissen und Daten zu Hochwasserrisiken nutzen können, wie die Lücke zwischen Wissen und präventivem Handeln beim Klimaschutz zu schließen ist und wie digitale Informationen den Kommunen konkret bei der Klimavorsorge helfen können.  

 
 
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