SG BBM Bietigheim „Nur 27 Treffer von Ikast zu kassieren, ist Weltklasse“

Von Michael Nachreiner
Bietigheims Kelly Dulfer (von rechts) hindert Markéta Jerábková am Wurf. Die Defensive der SG BBM hielt das torhungrigste Team der Champions-League-Hauptrunde, Ikast, bei 27 Treffern. Foto: /Marco Wolf

Die SG BBM Bietigheim kämpft im Hinspiel der Champions-League-Playoffs den Dänischen Meister mit 29:27 (13:14) nieder. Das Rückspiel steigt in einer Woche.

Die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim haben die Tür zum Viertelfinale der Champions League aufgestoßen. Nach dem 29:27 (13:14)-Heimsieg im Hinspiel der Playoffs gegen Ikast Håndbold müssen sie in einer Woche im Rückspiel beim vierfachen Dänischen Meister nur noch hindurchgehen. „Ich bin sehr glücklich und stolz. Die Mädels haben es sehr gut gemacht“, erklärt SG-Trainer Jakob Vestergaard und ergänzt mit Blick auf das Rückspiel: „Die Ausgangssituation ist okay – aber natürlich hätte gerne etwas mehr Polster gehabt. Denn Auswärtsspiele sind etwas schwieriger als Heimspiele, aber nicht viel. Und Ikast hat auch viel Druck, ins Viertelfinale einzuziehen. Deshalb haben wir durchaus eine Chance.“

Auch SG-Kapitänin Xenia Smits bricht noch nicht in Jubelstürme aus: „Es war ein wichtiger Sieg – vor allem für die Vibes und das Selbstvertrauen. Es war auch gut, wieder Vertrauen in unsere Prozesse zu bekommen. Aber wir wissen auch, dass wir noch ein Rückspiel mit mindestens 60 Minuten bestreiten müssen. Erst dann können wir uns wirklich über die Leistung heute freuen.“

SG-Abwehr steht von Anfang an

Von Anfang an stand die Abwehr der SG BBM. Dennoch legten die Däninnen zunächst jeweils vor. Erstmals zum Tollhaus wurde die Ludwigsburger MHP-Arena (Vestergaard: „Es ist klasse, in dieser Arena mit einer solchen Atmosphäre zu spielen. Die Fans haben uns sehr geholfen.“), als Jenny Behrend die Gastgeberinnen nach achteinhalb Minuten erstmals in Führung brachte – 5:4. Durch zwei verwandelte Siebenmeter von Antje Döll setzten sich die Bietigheimerinnen sogar auf 7:4 ab (13.).

Bei 6:9-Rückstand hatte Ikast-Trainer Kasper Christensen genug gesehen, er nahm eine Auszeit. Und die fruchtete. Die Däninnen glichen erst beim 10:10 (24.) aus, und nach zwei SG-Fehlpässen auf Sofia Hvenfelt und Döll sowie einem Fehlwurf von Inger Smits zogen die Gäste sogar auf 13:10 davon (27.).

Bis zur Pause kämpften sich die Bietigheimerinnen aber wieder auf 13:14 heran. Vor allem auch, weil sie die Stars des Dänischen Meisters gut im Griff hatten. Markéta Jerábková, immerhin bisher die zweitbeste Werferin der Champions League, und Ingvild Bakkerud waren in den ersten 30 Minuten kaum ein Faktor in der Offensive der Gäste. „Es hat lange gedauert, bis wir Lösungen gegen die gute Bietigheimer Deckung gefunden hatten“, berichtet die norwegische Rückraumspielerin. „Wir hatten Schwierigkeiten, unseren Flow zu finden.“

Bakkerud dreht nach Pause auf

Bakkerud drehte dann allerdings nach dem Seitenwechsel auf. Die norwegische Vizeweltmeisterin erzielte vier der ersten acht Treffer von Ikast. Dennoch kamen die Bietigheimerinnen nach 15:18-Rückstand (35.) beim 21:21 zum Ausgleich (45.), wodurch die MHP-Arena wieder zum Hexenkessel mutierte.

Behrend und Xenia Smits brachten die Bietigheimerinnen sogar mit 26:24 in Front (50.). Und diesen Vorsprung ließen sich die Gastgeberinnen dank ihrer überragenden Abwehr in den Schlussminuten nicht mehr nehmen – selbst nicht, als Christensen seine Torfrau Irma Schjött zugunsten einer zusätzlichen Kreisläuferin vom Parkett nahm, sodass Ikast zwischenzeitlich eine Sieben-zu-sechs-Überzahl im Angriff hatte.

„Ikast hat in der Gruppenphase unheimlich viele Tore erzielt. Nur 27 Treffer zu kassieren, ist Weltklasse. Kein anderes Team hat die Däninnen in dieser Saison in der Champions League bei so wenigen Toren gehalten“, berichtet Vestergaard.

Stimmen zum Spiel SG BBM Bietigheim – Ikast Handbold

Jakob Vestergaard, Trainer der SG BBM Bietigheim: Unser Traum war es, nach dem Hinspiel immer noch eine Chance zu haben, ins Viertelfinale einzuziehen. Mit dem 29:27 haben wir in Ikast eine Chance, auch wenn es dort nicht einfach ist. Jetzt feiern wir erst mal etwas mit unseren Fans. Dann ist morgen trainingsfrei. Und ab Dienstag fängt die Vorbereitung auf das Rückspiel an. Ich hoffe, dass auch viele Fans nach Dänemark reisen – es ist ein wunderschönes Land – und uns helfen, den Schritt ins Viertelfinale perfekt zu machen.

Kasper Christensen, Coach von Ikast Håndbold: Bietigheim hat ein gutes Team mit vielen Spielerinnen, die schon seit Jahren zusammenspielen. Ich bin nicht zufrieden mit unserer Leistung, das Ergebnis lässt aber alles offen. Es gibt einige Dinge, die wir besser machen können – vor allem, wenn wir den Ball haben.

Stine Skogrand, Rückraumspielerin des Dänischen Meisters: Bietigheim hat viel individuelle Qualität. Ich bin nicht glücklich mit dem Ergebnis, aber wir sind immer noch am Leben – und das ist das Wichtigste.

Anne With Johansen, dänische Linkshänderin der SG BBM: Es ist super, dass wir die Punkte im Hinspiel geholt haben. Die Fans waren so super. Wir haben nun viel Selbstvertrauen für das Rückspiel, dass wir den Viertelfinaleinzug schaffen. In Ikast werden ziemlich viele Freunde und Familienangehörige kommen, um mich und die SG BBM zu unterstützen.

Markéta Jerábková, tschechische Spielmacherin von Ikast: Wir müssen das Spiel hier in Ludwigsburg genau analysieren, denn es liegen weitere 60 Minuten vor uns. Wir sind ein Team mit 16 Spielerinnen. Es geht nicht nur um eine oder zwei Spielerinnen von uns. Wir wollen unser Tempospiel aufziehen und eine starke Abwehr spielen in Kooperation mit unserer Torfrau.

Ingvild Bakkerud, norwegische Vizeweltmeisterin der Gäste: Glücklicherweise haben wir nicht höher verloren. Zwischenzeitlich dachte ich, wir hätten sie. Doch dann sind wir in unserer Abwehr wieder etwas abgefallen. Und Bietigheim ist eine Maschine, die auf einen zurollt. In der Pause haben den Resetknopf gedrückt und versucht, mehr Tempo zu gehen. Das ist uns zunächst gelungen. Doch dann haben wir wieder etwas nachgelassen.

Bastian Dörr, SG-Geschäftsführer: Diesem Team ist wirklich alles zuzutrauen – ein Sieg gegen Ikast, aber eben auch eine desolate Leistung und eine Niederlage gegen Metzingen.

 
 
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