Ultimate Frisbee VfL Gemmrigheim sichert sich die dritte Meisterschaft in Folge

Von Walter Christ
Wurf- und Fangsicher zeigten sich die Frisbee-Spieler des alten und neuen Deutschen Meisters VfL Gemmrigheim. Hier: Jan Schall (weißes Trikot). Foto: /Martin Kalb

Die Gastgeber des Turniers verteidigen ihren Meistertitel erfolgreich – Besigheim und Würzburg müssen aus der Ersten Liga absteigen.

In einer kräftezehrenden Sportart, die ungemein viel Laufarbeit, Schnelligkeit, Körperbeherrschung und Fangsicherheit abverlangt, ist das 4800-Einwohner-Dorf am Neckar in Deutschland aktuell die Hochburg bei den Männern. Dreimal hintereinander Deutscher Meister, das muss man den Assen um Spielertrainer Marco Müller erst einmal nachmachen.

Was einst Studenten in Amerika mit dem Zuwerfen leerer Kuchenplatten der Bäckerei Frisbie Pie Companie kreierten, findet weltweit zunehmend Zuspruch. In Gemmrigheim war es Marco Müller, auch Trainer des Frauen-National-Teams, der 2003 mit einer lockeren Gruppe junger Leute begann und 2009 dann auch offiziell die aktuell 25 Mitglieder zählende VfL-Abteilung schuf. Vorbild Bönnigheim. Gespielt wurde einst auf dem Aldi-Parkplatz.

VfL wird der Favoritenrolle gerecht

Die Gastgeber wurden am Samstag in der Wasen-Halle gleich ihrer Favoritenrolle gerecht, indem sie ihre Kontrahenten Würzburg, Geretsried und Marburg mehr oder weniger klar bezwangen und somit Sieger der Gruppe A wurden. Deutlich kniffliger wurde es dann beim Halbfinale gegen den Zweiten der Gruppe B, Unterföhring. Die lauffreudigen Oberbayern aus der Medien-Hochburg verlangten den Akteuren um Marco Müller jedenfalls alles ab, führten von Anbeginn an, um dann doch noch 12:13 gegen die Gemmrigheimer zu verlieren. Damit stand der VfL im Finale, Unterföhring im Spiel um Platz drei. Das Team aus Besigheim indes verlor am Samstag gegen Aachen, Eppelheim sowie Unterföhring und musste sich am Sonntag auch gegen Würzburg (11:15) geschlagen geben. Bitter für die Besigheimer, die im Feld übrigens zusammen mit den Gemmrigheimern antreten: Sie müssen zusammen mit Würzburg aus der Ersten Liga absteigen.

Nachdem im kleinen Finale Unterföhring gegen Marburg in einem packenden, auf Augenhöhe geführten Fight 12:11 gewonnen hatte, stieg die Spannung im Finale zwischen den Gastgebern und dem Team aus Eppelheim.

Gemmrigheim lag erst zurück

Angepeitscht von den vielen Zuschauern lagen die Gemmrigheimer dennoch mit 9:11 zurück, ehe sie, wie schon gegen Unterföhring, gegen Ende der Partie ausgleichen und schließlich durch einen imposanten Kraftakt beziehungsweise ein exaktes Zuspiel fast übers gesamte Spielfeld noch 15:13 gewannen.

Die Wasen-Halle war aus dem Häuschen. VfL-Vereinschef Hans-Michael Raiser bei der Siegerehrung, die er zusammen mit dem Korntaler Präsidenten des Deutschen Frisbeesport-Verbandes Dr. Volker Schlechter vornahm: „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs. Es ist richtig toll, was die geleistet haben, nachdem sie letzte Woche noch in Dänemark EM-Zweiter geworden waren. Sie verdienen größten Respekt!“ Bemerkenswert ist, dass alle Spieler des Meister-Kaders bereits für die Deutsche Nationalmannschaft spielten. Der inzwischen in Freiburg wohnende Lebensmittel-Chemiker Müller war nach dem erneuten Titelgewinn, stolz den „Pott“ in der Hand, und am Sonntag „nach zwei sehr schweren Spielen richtig glücklich.“ Der 34-Jährige freut sich aber auch, dass in Deutschland aus den rund 2000 Verbandsmitgliedern inzwischen in rund 200 Vereinen gut 10 000 Mitglieder geworden sind und dem 1984 gegründeten Welt-Verband mit Sitz in Colorado Springs 107 Länder angehören. „Tendenz stark steigend!“

Antonio Bonfiglio (rechts) zeigt vollen Einsatz. /Martin Kalb

Die Sportart selbst hat mit den Freizeit-Scheiben, die man als Werbegeschenk vom Supermarkt oder an Strand-Kiosken kaufen und dann ein bisschen hin- und herwerfen kann, nichts zu tun. Hier geht es mit einer 175-Gramm-Scheibe um knallharten Laufsport, wobei sich andere Sportarten eine Scheibe abschneiden können: Fairplay wird dermaßen real praktiziert, dass man völlig ohne Schiedsrichter auskommt. Ein Phänomen, das, hin und wieder kurze Diskussionen inklusive, tatsächlich funktioniert!

 
 
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