Vaihingen Maientag 2023 bei Kaiserwetter

Von Michaela Glemser
Beim Festumzug besuchten auch Kaiser Karl und sein Gefolge die Stadt Vaihingen Foto:  

Der Festumzug mit 95 schillernden Gruppen begeistert am Pfingstmontag in Vaihingen die Zuschauermassen: wer alles dabei war, worum es in der Festrede ging und wer den Lauf nach dem Maien gewann.

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tolz schob er den Wagen mit den Reichsinsignien von Kaiser Karl V. im kunterbunten Festzugsgeschehen am Pfingstmontag durch die Gassen der Stadt unter dem Kaltenstein. Jonas Prischmann war in den Tagen zuvor schon ein wenig aufgeregt gewesen, denn obwohl der Zehnjährige schon mehrmals beim traditionellen Maientagsumzug mit von der Partie war, hatte er in diesem Jahr eine besondere Rolle inne. „Ich bin das erste Mal im Gefolge von Kaiser Karl, und viele Zuschauer schauen auf mich. Es waren in diesem Jahr besonders viele Menschen am Straßenrand“, schwärmte Jonas.

Vaihinger „Nationalfeiertag“

Diesen Eindruck hatten auch Heike und Wolfgang Kapp, die schon von Kindesbeinen an ein Teil des Festumzugs am Maientag sind. „Der Maientag ist für uns Vaihinger ein ‚Nationalfeiertag‘. Dieses Traditionsbewusstsein ist uns quasi in die Wiege gelegt worden“, betonten die Kapps, die mit ihren prächtigen Kostümen ein Paar aus der Biedermeierzeit darstellten.

Die historischen Gewänder im ersten Teil des Festzugsgeschehens, der insgesamt 95 Gruppen umfasste, sorgten bei den Zuschauern immer wieder für begeisterten Applaus. Ritter, Burgfräulein, Grafen und Herzöge gewährten Einblick in die bewegte Geschichte der Stadt. Darunter waren auch immer wieder kunstvoll geschmückte Festwagen, die von stattlichen Rössern gezogen wurden. „Dass es in diesem Jahr eine neue Dreiteilung des Festzugsgeschehens gab, ist mir gar nicht so aufgefallen. Aber es waren enorm viel Zuschauer da“, erläuterte Klaus Gayer, der ebenfalls im Gefolge von Kaiser Karl V. am Festzug teilnahm. „Es ist am Zuschauerandrang und der Begeisterung zu merken, dass die Menschen froh sind, dass endlich nach drei Jahren und der Pandemie der Maientag wieder in seiner gewohnten Form stattfinden kann“, sagte Gayer, der schon viele Jahre beim Maientagsumzug mitmacht, auch wenn er gebürtig nicht aus Vaihingen stammt.

Verantwortung übernehmen

Ausgelassene Stimmung herrschte bei echtem Kaiserwetter auch am Rondell am Egelsee, wo die Darbietungen und Wettkämpfe der Schülerinnen und Schüler aus der Gesamtstadt an den historischen Ursprung des Maientags als Kinderfest erinnerten. Besonders im Fokus der Aufmerksamkeit stand dabei Giuliana Wessel vom Friedrich-Abel-Gymnasium, der in diesem Jahr die Ehre zuteil wurde, die Festrede zu halten – zum Zitat von Mahatma Gandhi: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“. Die Gymnasiastin verwies darauf, dass die Menschen die Verantwortung für die Probleme dieser Welt nicht immer nur anderen zuschieben dürften, sondern sich ihrer eigenen Vorbildfunktion bewusst sein müssten. „Wir sollten Selbstkritik walten lassen und mit gutem Beispiel vorangehen. Dies kann dazu beitragen, unsere Welt zu verändern. Wir sollten bei uns selbst damit anfangen“, appellierte das junge Mädchen an das Publikum.

Mit „Kein schöner Land in dieser Zeit“ sorgten Mitglieder des Männergesangsvereins Vaihingen und der Löwenchor der Schlossbergschule für musikalische Unterhaltung, bevor drei Mädchen und ein Junge aus den zweiten Klassen der Schule die bekannte Weise von Josef Reinhardt und Gustav Wirsching rezitierten: „D`Zit isch do! D`Zit isch do, singt`s uf em Nußbaum scho. `s sitzt uf m Schlehdornhag, singt was es singe mag, `s isch Maiedag!“

Lauf ums Papier

Beim Lauf nach dem Maien ließ in diesem Jahr Luisa von der Schlossbergschule auch ihren männlichen Mitkonkurrenten keine Chance und gewann deutlich. Moderatorin Heike Dercks erinnerte dabei daran, dass der historische Lauf nach dem Maien seinen Ursprung in einer Stiftung von 300 Gulden von gutherzigen Leuten nach dem Stadtbrand im Jahr 1693 hat. Den Schulkindern sollte der verfallende Zins daraus im Mai unter anderem mit Papier zugutekommen, und so liefen die Schüler damals unter anderem um das Papier.

Mit dem traditionellen Flößertanz und dem Flößerlied beendeten die Mädchen und Jungen unter den Augen von Oberbürgermeister Uwe Skrzypek und Landrat Dietmar Allgaier sowie zahlreichen weiteren Ehrengästen die Feierlichkeiten unter den großen Bäumen am Rondell.

 
 
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