Weinbau-Projekt in Ingersheim Gesucht: Wengerter auf Probe

Von Jörg Palitzsch
Unterhalb des Kleiningersheimer Schlosses liegen die Steillagen die von den Wengertern auf Probe in Schuss gehalten werden sollen. Foto: /Werner Kuhnle

Ziel vom Projekt „Wengerter auf Probe“ ist, die Steillagen in Ingersheim zu erhalten. Eine Infoveranstaltung findet am 29. Februar im Vereinsheim Schönblick statt.

Die Gemeinde Ingersheim, der Weinbauer Felix Csicsai und die Wengerterfamilie von Rainer Fink haben ein gemeinsames Ziel – der Erhalt der kulturprägenden Steillagen, die sich durch das Neckartal ziehen.

Aktion „Wengerter auf Probe“

Gesucht werden mit der Aktion „Wengerter auf Probe“ Interessierte, die für ein Jahr Aufgaben in den Weinbergen übernehmen möchten. Diese Personen sollen dann langfristig die Bewirtschaftung übernehmen. Als Vorbild dient der Aufruf „Wengerter für ein Jahr auf Probe“ in Benningen, der in eine längerfristige Bewirtschaftung vieler Flächen gemündet ist.

Für Bürgermeisterin Simone Lehnert ist der Erhalt der Steillagen ein „wichtiges Thema“, den Erhalt wolle man in jeglicher Form voranbringen. Wie es rund um die Wengert bestellt ist, machte Martin Fink deutlich. Die Pflege der Steillagen sei nicht mehr attraktiv, oft fehlen die Nachkommen, die die Steillagen weiter bewirtschaften, oder man bekomme nicht mehr die entsprechende Gegenleistung. Selbst die Lesehelfer, die bei der Wengerterfamilie Fink aushelfen, würden über den hohen Aufwand und körperliche Anstrengungen klagen.

Abkehr von den Steillagen

Die Abkehr von den Steillagen zeigt sich in den Schrannen selbst. Viele sind verbuscht oder liegen brach. Der Auslöser für die Aktion, so die Bürgermeisterin, war dann ein Wengerter, der damit gedroht habe, er werde die Reben umhacken, falls er keine Hilfe finde.

Im letzten Jahr hat die Gemeinde deshalb für die Aktion zwei Flächen in die Bewirtschaftung genommen, die sonst nicht mehr gepflegt und die Trauben nicht gelesen worden wären, Insgesamt 15 Ar. Inzwischen wurde aus den Trauben Saft gemacht, der zu bestimmten Anlässen von der Gemeinde verschenkt wird. Unterstützt wurden die Pflegemaßnahmen von dem Kleiningersheimer Wengerter Felix Csicsai, dies könne aber keine Dauerlösung sein, schränkt Simone Lehnert ein.

Die zu bearbeitende Fläche liegt unterhalb des Kleiningersheimer Schlosses und der Aussichtplatte, das „Postkartenmotiv“, so die Bürgermeisterin. Einen Niedergang werde man nicht zulassen, man werde alles versuchen, um die Kulturlandschaft zu erhalten.

Der Arbeitsaufwand für die Wengerter auf Probe orientiert sich am Jahresverlauf im Weinberg. Im März erfolgen der Rebschnitt, das Biegen und die Düngung der Triebe. Im Mai das sogenannte Ausbrechen und Heften, im Juni sonstige Laubarbeiten, im Juli die Ertragsschätzung und eine eventuelle Ertragskorrektur. Im August, spätestens in der ersten Septemberwoche, stehen dann die Vorbereitungen für die Ernte auf dem Programm. Was wer mit seinen Trauben macht, bleibt jedem selber überlassen, so Fink. Man könne Traubensaft machen, Wein als Trollinger ausbauen lassen oder die Reben bei der Genossenschaft abgeben. Für die künftigen Wengerter, die mitmachen wollen, gibt es zwei Voraussetzungen: Der Pflanzenschutz muss berücksichtigt werden und man muss an der Hubschrauberspritzgemeinschaft teilnehmen. Die ersten Kosten dafür übernimmt die Gemeinde. Versichert ist jeder über die Landwirtschaftliche Berufgenossenschaft. Für die Teilnahme an der Aktion, Fink rechnet mit rund sieben Terminen im Jahr, werden keine Kursgebühren verlangt. Eine eigene Rebschere sollte man, neben der Begeisterung für den Weinbau, allerdings mitbringen.

Infoveranstaltung im Schönblick

Die Gemeinde veranstaltet zu dem Projekt am Donnerstag, 29. Februar, um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung im Kleiningersheimer Vereinsheim Schönblick. Mit dabei sind die Wengerter Felix Csicsai und Rainer Fink, die die Wengerter auf Probe das Jahr über begleiten werden und mit fachlichem Rat und auch Tat den Interessenten zur Seite stehen, man wolle möglichst viele erreichen.

Ziel sei der Erhalt der Kulturlandschaft und die Fortführung der Wengerter-Tradition, so die Ingersheimer Bürgermeisterin. Und natürlich hoffe man darauf, dass die ersten Interessenten länger dabeibleiben, ergänzt Marin Fink.  Jörg Palitzsch

 
 
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