Weltfrauentag, Sachsenheim Wenn der Kfz-„Meister“ eine Frau ist

Von Heidi Vogelhuber
Yvonne Podzimek ist Kfz-Meisterin und Inhaberin der gleichnamigen Kfz-Werkstatt Podzimek in Kleinsachsenheim. Foto: /Martin Kalb

Yvonne Podzimek ist Kfz-Meisterin und Inhaberin der gleichnamigen Kfz-Werkstatt Podzimek in Kleinsachsenheim. Zum Weltfrauentag berichtet sie im Gespräch mit der BZ, wie es ist, sich in der Männerdomäne Kfz-Werkstatt zu behaupten.

Wenn mich die Kunden auf dem Hof gesehen haben, sind sie direkt zu mir gekommen und haben mich angesprochen“, berichtet Yvonne Podzimek sehr positiv über ihre Erfahrungen, als sie den Betrieb ihres Vaters übernommen hat. Leider sei das in der Branche nicht selbstverständlich – die 39-jährige Sachsenheimerin ist Kfz-Meisterin und Betreiberin der Werkstatt Podzimek in Kleinsachsenheim. Vor vier Jahren ist ihr Vater in Rente gegangen und übergab der Tochter seine Meisterwerkstatt, inklusive Kundenstamm.

Podzimek hat 2018 die Weiterbildung zum „Meister“ gemacht und muss zugeben, dass die maskuline Bezeichnung durchaus ihre Berechtigung hat. „Ich war die einzige Frau unter 90 Männern“, sagt die Blondine, die sich zwar durchaus trittsicher auf eher männlichem Terrain bewegt, „aber das war selbst für mich eine Herausforderung.“

Podzimek betreibt die Werkstatt alleine – ob im Büro, bei der Annahme oder an den Fahrzeugen. „Am liebsten bin ich in der Werkstatt. Aber das Büro gehört eben auch dazu, wenn man selbstständig ist“, sagt sie. Warum sie glaubt, dass es so wenige Frauen in der Branche gibt? „Oft ist die Überlegung, ob man den Meister macht oder eine Familie gründet. In unserem Beruf ist es sehr schwer, wenn man schwanger ist“, sagt sie und berichtet, dass sie keine zweite Kfz-Meisterin im Kreis kennt. Und doch wolle sie jede ermutigen, den Schritt zu wagen.

Und dann kam es doch anders

Dass es so kommt, war übrigens nicht von vornherein klar. 1999 gründete der Vater die Firma. Für seine Tochter war eigentlich nicht vorgesehen, den Laden irgendwann zu übernehmen. Yvonne Podzimek machte nach der Schule eine Ausbildung zur Sport- und Gymnastiklehrerin. „Ich habe mich dann aber doch entschlossen, hier einzusteigen und habe bei meinem Vater gelernt.“ Bereut habe sie diese Entscheidung keinen Moment. Hier gehöre sie hin, mit dem Kopf unter der Motorhaube und Ölflecken auf der Jeans. „Ich bin meinen Eltern wirklich sehr dankbar, ohne die zwei wäre das so nicht machbar“, lobt die Kfz-Meisterin und betont, was für ein großartiger Lehrmeister ihr Vater gewesen sei.

Auch Yvonne Podzimek würde ihr Wissen gerne weitergeben, würde gerne Ausbilden. „Es fehlen die Leute“, sagt sie – und das nicht nur auf weibliche Anwärter bezogen. Apropos: Speziell für Frauen engagiert sich Podzimek, die übrigens auch im fünften Jahr als CDU-Rätin im Sachsenheimer Gemeinderat sitzt, mit einem besonderen Projekt, das sie vor Kurzem ins Leben gerufen hat. Die Auto-Spezialistin gibt sogenannte „TÜVtel-Kurse“. „Als Frau fühlt man sich oft nicht ernst genommen, wenn man in eine Kfz-Werkstatt geht. Im Kurs soll Basiswissen rund ums Auto vermittelt werden“, erklärt Podzimek den Hintergedanken und weiter: „Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen, nur so kommt man weiter.“ Im geschützten Kreis könne die Angst vor der Männerdomäne Auto genommen werden.

Das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden

Das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, kennt die Auto-Expertin selbst auch. Es sei schon vorgekommen, dass potenzielle Neukunden nach dem Meister gefragt hätten und auf dem Absatz kehrt machten, als sie sich als Inhaberin und Meisterin vorstellte. „Solche Kunden möchte ich aber auch nicht“, sagt die Geschäftsfrau selbstbewusst.

Die härteste Zeit im Jahr sei übrigens die Reifenwechselsaison. Das gehe auf den Rücken. Und doch ist Podzimek überzeugt, dass Männer aufgrund ihrer Statur nicht von vornherein geeigneter für den Beruf sind. „Ich nutze dann Hilfsmittel. Manchmal fallen mir körperliche Aufgaben sogar leichter als den Kollegen, weil ich mir eine gute Technik aneigne“, sagt sie.  Heidi Vogelhuber

 
 
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