Zum Tod Gunther Stillings „Ein streitbarer Geist ist tot“

Von Gabriele Szczegulski
Gunther Stilling im Garten seines Hauses in Güglingen. Foto: Ines Schmiedl/Ines Schmiedl

Der Künstler Gunther Stilling ist im Alter von 80 Jahren gestorben. In Güglingen gibt es eine Ausstellung mit seinen Werken.

Im vergangenen Jahr widmete die Stadt Güglingen einem ihrer bekanntesten Bürger, dem Künstler und Bildhauer Gunther Stilling, zum 80. Geburtstag eine Ausstellung im Römermuseum Güglingen. „Gunther Stilling – Antike Reloaded“ heißt sie und zeigt noch bis zum 24. April einen Querschnitt seines Lebens (die BZ berichtete). Jetzt ist der Künstler kurz vor seinem 81. Geburtstag gestorben. Vor allem in Güglingen ist die Trauer groß: „Ein streitbarer Geist ist tot“, so Güglingens Bürgermeister Ulrich Heckmann.

In Bietigheim-Bissingen oder auch  in Besigheim ist Stilling kein Unbekannter, zieren doch viele seiner Skulpturen Plätze und Ecken in den beiden Städten.  Das Janustor auf der Enzbrücke, der Märtyrer Sankt Laurentius vor der gleichnamigen katholischen Kirche sowie „Der Bürger schützt seine Stadt“ in den Metteranlagen sind Werke des Künstlers Gunther Stilling in Bietigheim. 

Kindheit und Jugend in  Bietigheim-Bissingen 

In Bietigheim-Bissingen hat der 1943 im ehemaligen Jugoslawien geborene Bildhauer seine Kindheit und Jugend verbracht, was ihn bis zuletzt mit der Stadt verband. Immer wieder kam er nach Bietigheim-Bissingen zurück, pflegte Kontakte zu anderen Künstlern oder Jugendfreunden. Aber auch an anderen Orten in der Region sind seine Werke zu finden, wie auf der Enzbrücke in Besigheim. Zwei überdimensionale Hände, die richtungsweisend den Eingang zur historischen Altstadt symbolisiert, tragen den Titel „Ingresso“. Dieses Kunstwerk entstand zusammen mit den ebenfalls auf der Brücke befindlichen Füßen im Rahmen des 2014 stattgefundenen Besigheimer Kunstsommers zum Thema „Hand und Fuß“. 

Der Künstler, der am 2. Mai 81 geworden wäre, lebte seit Jahren in Güglingen, wo er sich auch kulturell engagierte. Die Ausstellung im Römerhaus, die dessen Leiter Enrico de Gennaro kuratierte, zeigt die künstlerischen Stationen von Stilling, der bei der Auswahl der 80 Werke geholfen hat und auch viele Skulpturen  aus seinem Privatbesitz beisteuerte. Stillings Güglinger Haus und sein Garten sind voller Kunstwerke oder den Modellen zu Kunstwerken.
Stilling ging es in seinem ganzen Lebenswerk immer um den Menschen, der Tod, Vernichtung, Vertreibung, Flucht oder anderes Unglück ertragen muss, wie er selbst, da er aus dem ehemaligen Jugoslawien fliehen musste. In der Ausstellung im Römermuseum wird Stillings Verbundenheit zu antiken Themen und Symbolen in den Vordergrund gehoben.

Professor Gunther Stilling studierte von 1964 bis 1969 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und war seitdem als Bildhauer freiberuflich tätig. Seit 1979 war er Professor für plastisches Gestalten an der Fachhochschule Kaiserslautern.  Seit 1992 besaß er auch einen Lehrauftrag an der Universität Karlsruhe sowie an der Universität Brighton in England.

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Zu seinen immer wiederkehrenden Motiven zählte der Kopf. Mit dem Kopf denkt der Mensch, mit ihm lenkt er und mit dem Kopf nimmt der Mensch seine Umgebung wahr. 

Streitbarer Geist, aber auch  Charmeur und Unterhalter

„Professor Stilling war streitbar, er war immer deutlich in seinen Worten und hat sich nie den Mund verbieten lassen“, sagt Güglingens Bürgermeister Ulrich Heckmann in einem Nachruf auf den Künstler. „Gleichzeitig war er stets ein Charmeur, ein Unterhalter und vor allem ein großartiger Künstler. Wir dürfen stolz darauf sein, dass er viele Jahre bei uns in Güglingen im alten Forsthaus lebte und arbeitete. Er war ein Teil des Zabergäus und hat unsere Stadt ebenso wie die ganze Region künstlerisch bereichert“, so Heckmann. 

 
 
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