Bietigheim-Bissingen Erste IHK-Prüfung im Restaurant Eberhards

Von Petra Neset-Ruppert
IHK-Prüfung im Eberhards in Bietigheim-Bissingen: Marvin Santos Martins beim Service am Tisch. Foto: /Oliver Bürkle

Das Restaurant Eberhards in Bietigheim-Bissingen ist seit Kurzem ein Prüfungsstandort der IHK. Nun haben die ersten Auszubildenden ihre Prüfung zur Restaurantfachfrau und zum Restaurantfachmann absolviert.

Eigentlich ist das Eberhards montags geschlossen. Doch am vergangenen Montag herrschte geschäftiges Treiben im Gastraum und in der Küche. Ein besonderes Menü wird vorbereitet, Weine ausgesucht und die Tische eingedeckt. Von Hand werden eigene Menükarten geschrieben. Denn an diesem Tag gibt es keinen normalen Restaurantbetrieb, es wird eine Prüfung abgehalten.

Das Eberhards ist seit diesem Jahr IHK- Prüfungsstandort und zum ersten Mal fand die Abschlussprüfung der Auszubildenden zur Restaurantfachfrau und zum Restaurantfachmann im Lokal an der Enz statt. Zehn Auszubildende aus der Region Stuttgart begannen bereits um 11 Uhr ihren Prüfungstag, um ihn am Abend mit einem Menüessen, bei dem die Prüfungsaufgabe „Tranchieren“ lautete, zu absolvieren.

Vor dem Menüessen am Abend führten die Auszubildenden ein „gastorientiertes Gespräch“. „Zu organisieren hatten die Prüflinge die Hochzeit eines Winzers aus dem Markgräfler Land“, erklärt Joachim Klein, Vorsitzender des IHK-Prüfungsausschusses. Auch dieses Gespräch ist Teil der Prüfung und fließt mit in die Abschlussnote ein.

„Wir freuen uns über Nachwuchs in der Branche, denn der Personalmangel ist der schwierigste Part im Gastronomiebetrieb. Auszubildenden die Möglichkeit zu geben hier bei uns die Prüfung abzulegen ist super“, sagt Bastian Fischer, Geschäftsführer des Eberhards. Dass das Eberhards nun Prüfungsort der IHK ist, kam durch Juri Kozar zustande. Er ist seit September vergangenen Jahres Direktor des Eberhards und seit 2015 im Prüfungsausschuss der IHK. „Bei der Prüfung geht es darum die Aufgabe so realitätsnah wie möglich zu gestalten. Das lässt sich hier bei uns im Haus sehr gut darstellen“, erklärt der gelernte Hotelfachmann Kozar.

Für die Prüflinge bedeutet das: sich schnell in die neue Umgebung einfinden und dabei alles im Kopf behalten, was man in den vergangenen Jahren in der Ausbildung gelernt hat. Auch Marvin Santos Martins ist an diesem Montag im Eberhards. Er will nach zweieinhalb Jahren nun seine Ausbildung zum Restaurantfachmann abschließen. Als er gefragt wird, wie groß die Aufregung ist so kurz vor dem großen Prüfungsmenü, sagt er: „Definitiv zehn von zehn. Das ist meine erste praktische Prüfung dieser Art und ich möchte heute zeigen, dass ich mehr kann als nur Teller raustragen.“ Der 25-Jährige absolviert seine Ausbildung im Cube Restaurant in Stuttgart und war vor der Prüfung bereits einmal im Bietigheimer Prüfungsrestaurant.

Bevor das Abendessen und damit die Prüfung beginnt, begrüßt Joachim Klein die Gäste. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses ist bereits seit 25 Jahren bei der IHK. Die Arbeit im Ausschuss ist ehrenamtlich und Nachwuchs wird bei der IHK auch für diesen Bereich gesucht. „Wir sind dankbar, dass es möglich ist, hier zu prüfen und in so einer schönen Umgebung und am Abend. Ich freue mich schon auf die Sommerprüfung auf der Terrasse hier“, lacht Klein und blickt zu Bastian Fischer, der zustimmend nickt.

Dann geht es los: Die fünf Prüfer und 16 weitere Gäste nehmen an den Tischen Platz und die Auszubildenden machen sich ans Werk. Erst einmal werden die Getränkewünsche aufgenommen und Brot mit dreierlei Butter gereicht. Der erste Gang ist eine Suppe, doch die wird nicht einfach im Teller an den Tisch gebracht. In kleinen Kännchen wird die Suppe dem Gast am Tisch „eingeschenkt“. Vorab wird noch gefragt, wie viel Suppe gewünscht wird und ob die Croutons lieber unter oder auf der Suppe landen sollen – es gibt einiges zu beachten. Auch die richtige Präsentation des Weins wird bei der Prüfung bewertet. Bei einer Flasche ohne Korken, nur mit einem Schraubverschluss wird trotzdem gefragt, wie man denn mit einem Korken umgeht.

Ein richtiges Pokerface legen die Prüfer an den Tag und die Nervosität steigt bei dem ein oder anderen Auszubildenden. Dann folgt der Hauptgang und die Aufgabe den Kalbsrücken zu tranchieren. „Wichtig ist dabei, dass man schnell arbeitet und das Essen warm auf dem Teller des Gasts landet“, erklärt Kozar. Zwei Auszubildende hat er an diesem Abend im Blick und bewertet ihre Arbeit. Außerdem schaut er sich an, wie die Prüflinge zusammenarbeiten. „Ich finde es immer ganz interessant und schaue, ob einer schon gleich das Heft in die Hand nimmt. Die meisten kennen sich ja auch schon von der Schule“, so Kozar. Dann ist das Fleisch tranchiert, der Hauptgang gegessen und die Prüfer ziehen sich zur Beratung zurück. Die anderen Gäste dürfen derweil noch die Dessertvariationen genießen und bei den zehn Prüflingen steigt die Anspannung.

Dann ist sich der Prüfungsausschuss einig: acht Auszubildende haben die Prüfung bestanden. Auch Marvin Santos Martins ist jetzt geprüfter Restaurantfachmann. „Das war definitiv ganz anders als ein normaler Service. Ich war viel nervöser als normal und habe dadurch wahrscheinlich Fehler gemacht, die ich sonst nicht machen würde“, sagt der 25-Jährige. Doch das ist egal. Denn in seinen Händen hält er die Bescheinigung, dass er die Prüfung bestanden hat. Die Noten und genauen Ergebnisse gibt es erst später, denn diese werden vom Prüfungsausschuss nochmals genau überprüft und durchgezählt.

Auch Kozar ist mit dem Ablauf des Prüfungsabend im Eberhards zufrieden. Ihm ist wichtig, dass die Auszubildenden sich dessen bewusst sind, was für ein hohes Wissen sie sich angeeignet haben. „Sie sind jetzt Facharbeiter“, betont er.

 
 
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