Garagenflohmärkte in der Region Gebrauchtes vom Nachbarn liegt im Trend

Von Bigna Fink
Was findet sich Brauchbares auf dem Hof vom Nachbar? Szene vom ersten Dorfflohmarkt im Bietigheim-Bissinger Stadtteil Metterzimmern 2022. Foto: Claudia Kelm

In immer mehr Orten, wie am 21. Mai in Kleinsachsenheim und Metterzimmern, blühen Garagenflohmärkte auf. Privatleute verkaufen ihre Secondhandware vor ihrer Haustüre, Nachbarn lernen sich kennen.

In Oberriexingen geschieht es, in Metterzimmern und Kleinsachsenheim: ein Flohmarkt von Privatleuten organisiert, bei dem Einwohner auf ihrem Grundstück Gebrauchtwaren verkaufen. Bürgerinnen und Bürger öffnen ihre Höfe, Garagen oder Gärten für Sammler, Entdeckerinnen und Schnäppchenjäger. Die Märkte von Nachbarin zu Nachbar nennen sich Garagen-, Dorf- oder Straßenflohmärkte. Gerade nach den Corona-Jahren, im Zuge des Nachhaltigkeitsgedankens und der Inflation, sind die meisten dieser Events entstanden.

Helen Tonn veranstaltet am 21. Mai den zweiten Garagenflohmarkt in Kleinsachsenheim. „Ich habe so etwas bei den Oberriexingern gesehen und fand die Idee toll“, sagt die junge Kleinsachsenheimerin. 2021 organisierte die 28-Jährige ihren ersten Garagenflohmarkt, der damals sowohl in Klein- als auch in Großsachsenheim stattfand. „Der war von der Fläche ein bisschen groß, deshalb konzentrieren wir uns in diesem Mai auf Kleinsachsenheim und dann, da es viele Nachfragen dazu gibt, wahrscheinlich im Herbst auf Großsachsenheim.“

„Von ällem ebbes“ geboten

Dieses Jahr will Helen Tonn mehr Werbung für das Dorfevent machen. Auf Facebook und durch Flyer macht sie auf den Garagenflohmarkt fleißig aufmerksam. Teilnehmer unterstützen sie, drucken die Flyer auf Facebook aus und hängen sie an Straßenlaternen in der Stadt, wie sie begeistert erzählt. „Für mich ist es ein schönes Hobby, etwas für andere zu tun und es macht Spaß, den Flohmarkt zu planen“, sagt die Mutter zweier Kleinkinder. Im vergangenen Jahr habe ihr damals dreijähriger Sohn begeistert mitverkauft und um die 30 Euro für sein Spardösle gewinnen können.

Bisher haben sich 16 Verkäuferinnen und Verkäufer aus dem Stadtteil angemeldet, weitere folgen sicher laut der Veranstalterin. Helen Tonn erstellt eine Übersichtskarte auf Facebook und als Flyer, wo die Besucher die Stände finden können mit der Info, welche Art von Gebrauchtwaren angeboten werden: von Babykleidung, Spielzeug, nach Kinderalter geordnet, über Haushaltswaren bis zu Fotoapparaten und Zubehör und „von ällem ebbes“ ist einiges geboten.

Die Organisation für einen solchen Garagen- oder Dorfflohmarkt sei relativ unkompliziert, so Tonn. Die Vorgaben der Stadt: Es dürfen Waren nur auf dem eigenen Privatgrundstück und keine Lebensmittel verkauft werden, sowie keine Gehwege besetzt werden. Eine Standgebühr wie bei herkömmlichen Flohmärkten fällt nicht an.

Auch Sonja Schedler und ihre Familie bieten in und um ihre Garage herum dieses Jahr wieder Krimskram aus ihrem Haushalt an, „vor allem Kindersachen und Spielzeug“, wie die Kleinsachsenheimerin erzählt. „Die Kinder hatten vergangenes Jahr riesigen Spaß am Verkaufen ihrer alten Kinderbücher, Kuscheltiere und Legoteile“, so die 47-Jährige. „Immerhin um die 100 Euro haben sie eingenommen.“ Vor allem auch die Nachhaltigkeit begeistere sie, gebrauchte, noch nutzbare Dinge wertzuschätzen und wiederzuverwenden.

Ob wegen gestiegener Preise oder im nachhaltigen Sinne: Der Handel und Verkauf von Second-Hand-Ware boomt. Durchschnittlich 35 Euro im Monat nahmen private Haushalte 2021 durch den Verkauf von Waren wie etwa abgelegter Kleidung, ausgelesener Bücher oder überzähliger Möbelstücke ein – acht Euro mehr als noch 2016, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

Auch Stefanie Timke aus Sachsenheim, die über ihre Agentur Timke Marktveranstaltungen große Flohmärkte seit 1991 in Baden-Württemberg organisiert – am 16. Juli den großen Sonntags-Flohmarkt auf dem Edeka-Parkplatz in Sachsenheim – beobachtet: „Die Zahl der Besucher von Flohmärkten ist um die 20 Prozent in den vergangenen Jahren angestiegen.“

Wie Helen Tonn veranstaltet auch Claudia Kelm am 21. Mai zum zweiten Mal einen Flohmarkt von Haustür zu Haustür. Ihrer nennt sich Dorfflohmarkt und findet im Bietigheim-Bissinger Stadtteil Metterzimmern statt. 47 Leute haben sich bereits als Standbetreiber angemeldet. Besonders nett findet die flohmarktbegeisterte 40-Jährige bei so einem Dorfevent, „dass man als Nachbarn auch mal ins Gespräch kommt und Menschen sich in autofreier Atmosphäre begegnen.“ Es seine eine tolle Gelegenheit, um die Dorfgemeinschaft zu stärken und sich kennenzulernen. Ihr siebenjähriger Sohn sei auch wieder mit dabei, „er verhandelt inzwischen mit Begeisterung selbst“.

Info

Der Garagenflohmarkt
findet am Sonntag, 21.5., von 13 bis 18 Uhr im Sachsenheimer Stadtteil Kleinsachsenheim statt. Eine Anmeldung als Standbetreiber ist bis 14. Mai bei Helen Tonn über Facebook („Helen Tnn“) oder Whatsapp unter 0177 – 681  19 42 möglich. Am selben Tag gibt es den Dorfflohmarkt im Bietigheim-Bissinger Stadtteil Metterzimmern von 9:30 bis 15 Uhr. „Dieses Jahr ist auch für das leibliche Wohl gesorgt“, sagt Veranstalterin Claudia Kelm. Vom Backhausverein Bietigheim-Bissingen gibt es ofenfrische Dinnenden, Kaffee und Kuchen und alkoholfreie Getränken sowie beim Weingut Reichert einen Weinausschank. Anmeldung für Teilnehmer bis 16. Mai unter www.dorfflohmarkt-metterzimmern.de.

 
 
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