Kreis Ludwigsburg Keine inklusiven Spielplätze im Landkreis

Von Petra Neset-Ruppert
Nestschaukeln, wie diese auf dem Spielplatz Turmstraße in Bietigheim sind ein inklusives Element. Doch wirklich inklusive Spielplätze gibt es im Landkreis bisher keine. Foto: /Oliver Bürkle

Inklusive Spielplätze im Landkreis Ludwigsburg sind Mangelware. Andernorts ist man weiter. Die Behindertenbeauftragte des Kreises, Claudia Lychaz, sieht noch einen weiten Weg für die Verwaltungen der Städte und Gemeinden.

In Baden-Württemberg leben laut statistischem Bundesamt 20 190 schwerbehinderte Kinder unter 15 Jahren (Stand: 31. Dezember 2021). Der Verein Aktion Mensch kümmert sich mit der Initiative „Stück zum Glück“ darum die Spielplätze in Deutschland inklusiver zu machen. Lediglich vier Prozent aller Spielplätze in Deutschland bieten ein Inklusives Spielerlebnis für alle Kinder, erklärt der Verein Aktion Mensch. Im Kreis Ludwigsburg gibt es keine speziell als inklusiv ausgewiesenen Spielplatz. In Stuttgart gibt es seit einiger Zeit einen solchen Spielplatz und für einen weiteren wurden bereits Anträge gestellt. „Bei uns ist die Thematik noch gar nicht angekommen. Das Wort Inklusion ist so groß und umfasst so viele Bereiche, dass die Spielplätze noch gar nicht wirklich Thema sind“, sagt Claudia Lychaz, die kommunale Behindertenbeauftragte des Landkreises.

Kein Spielgerät für alle

„Dass jedes Kind alles benutzen kann, von diesem Gedanken müssen wir uns verabschieden“, sagt Lychaz bezüglich inklusiver Spielgeräte. Da Behinderungen so vielseitig sind, sei es auch schwierig alle Spielgeräte für alle Kinder nutzbar zu machen. Das sei auch gar nicht notwendig. Findet Heiko Brumme, Leiter der Schule Gröninger Weg, dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. „Unsere Kinder nutzen die regulären Spielgeräte so wie sie es können. Wir haben eine Nestschaukel auf unserem Spielplatz, aber ansonsten auch keine speziellen Spielgeräte“, so Brumme. Er kenne auch keine explizit inklusiven Spielgeräte für Spielplätze. Für die Innenräume kenne er Anbieter, die sich auf größere inklusive Spielgeräte spezialisiert haben, doch diese seien meist spezielle Schreineranfertigungen, die sehr teuer sind.

In Stuttgart gibt es einen Spielplatz, der als inklusiv gilt. Dort sind alle Spielgeräte barrierefrei erreichbar, sodass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam spielen können. Spezielle Granulat-Bodenbeläge ermöglichen einen unkomplizierten Zugang, auch mit Rollstuhl, zu dem Spielplatz Wallmerstraße in Untertürkheim. Ein Spielplatz, der so offen konzipiert ist, sei Lychaz im Kreis nicht bekannt.

Inklusion leben

Brumme betont wie wichtig es ist, dass Kinder Dinge „erfahren und begreifen“ können und glaubt, dass Kinder mit Behinderung Spielplätze auf ihre Art nutzen können, wenn sie dabei Unterstützung haben. „Für ein Kind kann es zum Beispiel schon aufregend sein, wenn man es in den warmen Sand legt. Dort können sich die Muskeln entspannen und den Sand zu spüren ist auch ein Erlebnis.“ Eine Rutsche könnte ein behindertes Kind vielleicht auch mit einem Elternteil herunterrutschen. Auf den Spielplätzen könne man die Spielgeräte auch gemeinsam ausprobieren und damit den Ort für die Kinder erlebbar machen. So sieht das auch Lychaz und betont: „Letztendlich gehört zum Spielplatz für alle auch die entsprechende Haltung der Menschen, die ihn nutzen. Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung als Ausdruck von Vielfalt und gelebter Inklusion.“

Doch Grundsätzlich steht für Claudia Lychaz fest: „Das ist noch ein weiter Weg und wir stehen erst am Anfang.“ Auf einem Treffen des Dachverbands integratives Planen und Bauen habe sie sich zum ersten Mal intensiver mit dem Thema inklusive Spielplätze auseinandersetzen können. „Dabei ging es dann auch darum, dass Kinder mit Behinderung das gleiche Recht auf Gefahren haben wie alle anderen Kinder auch, die vielleicht mal vom Klettergerüst stürzen“, so Lychaz.

Inklusion beim Spielen

Sie hofft, dass die Inklusion beim Thema Spielen präsenter in den Verwaltungen der Städte und Gemeinden werde. „Bei der Umgestaltung des Arsenalplatzes wurde ich vom Architekturbüro auch miteinbezogen und wir haben Ideen ausgetauscht, wie der Platz inklusiv auch bespielt werden kann“, erzählt die kommunale Behindertenbeauftragte. Auf Heiko Brumme sei bisher keine Stadt und Gemeinde zugekommen, wenn es um den Um- oder Neubau von Spielplätzen und anderen Einrichtungen ging.

Die Städte Bietigheim-Bissingen, Bönnigheim und Sachsenheim können auf Nachfrage keine explizit inklusive Spielplätze ausweisen. „Wir haben auf jedem der städtischen Spielplätze Spielgeräte für Kinder mit Einschränkungen. Wir legen Wert darauf, dass Kinder überall spielen können, auch wenn sie geistig oder körperlich beeinträchtigt sind“, heißt es von Sachsenheims Pressesprecherin Nicole Raichle. Auch das Bietigheim-Bissinger Presseamt erklärt: „Einen speziellen inklusiven Spielplatz haben wir nicht, aber es dürfte auf fast allen Spielplätzen Elemente geben die hierfür geeignet sind.“

 
 
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