Ludwigsburg Gefahr einer „Bausünde ersten Ranges“

Von bz
Auf der Grünfläche angrenzend an Tamm und Asperg soll eine Landeserstaufnahmestelle entstehen. Foto: /Oliver Bürkle

Die geplante Landeserstaufnahmeeinrichtung auf dem Gebiet Schanzäcker zwischen Asperg und Tamm erhält weitere Gegner. Nun haben sich öffentlich auch der BUND-Kreisverband und die Liste Lebenswertes Tamm klar gegen das Projekt des Landes positioniert.

Die Zahl derer, die sich gegen eine Landeserstaufnahmestelle auf dem Gebiet Schanzäcker bei Asperg und Tamm aussprechen, steigt weiter. Nun hat sich auch der BUND-Kreisverband gegen das Projekt ausgesprochen. Es bahne sich eine „Bausünde ersten Ranges“ an, teilen die Umweltschützer mit. Die Flächen liegen bekanntlich in einem sogenannten regionalen Grünzug, der der Erholung und der Landwirtschaft vorbehalten ist und deshalb von der Bebauung freigehalten werden soll.

„Schon bisher gab es immer wieder Begehrlichkeiten, diese Flächen für Gewerbe oder Siedlungen zu nutzen. Diese konnten aber auch mit Hilfe des Regionalverbandes abgewehrt werden. Jetzt aber fallen offenbar alle Schranken, und die Umwelt wird wieder ohne jegliche Skrupel vernichtet, wie in Zeiten des großen Baubooms nach dem Krieg“, so der BUND-Kreisvorsitzende Stefan Flaig.  Unter dem Aspekt des Klimawandels und des Artensterbens seien diese Freiflächen quasi eine Lebensversicherung für die hier lebende Bevölkerung.

Neue Quartiere kontraproduktiv

Es sei kontraproduktiv, für die Flüchtlingsmisere dauerhaft Wohnquartiere zu bauen. Das seien Leerstände von morgen, mahnt der Umweltverband. Vielmehr sei es sinnvoll, leer stehende Gebäude zu nutzen. Allenfalls sollten temporäre Gebäude errichtet werden, welche nach der Beendigung der Nutzung wieder zurückgebaut werden müssten. Allerdings nicht auf den Schanzenäckern, sondern in integrierten Lagen, so der BUND abschließend.

Jüngst hatte sich zudem die Liste Lebenswertes Tamm (LLT), die auch im Gemeinderat vertreten ist, öffentlich gegen die Landeserstaufnahmestelle ausgesprochen, wie vor ihr schon weitere Fraktionen aus den Gemeinderäten aus Tamm und Asperg. „Verwunderung und Ärger sind zu gelinde gegriffen, um ein derartiges Vorgehen seitens des Landes zu benennen“, teilt die LLT mit.

Der Grünzug Schanzäcker – ein Naherholungsgebiet für tausende hier lebender Bürger und außerdem ein in Teilen landwirtschaftlich genutztes Gebiet, diene als Korridor der Frischluftschneise von Tamm und Asperg, dies sei auch im Verband der Region Stuttgart so festgehalten. „In einer durch die Flüchtlingsproblematik aufgeheizten Situation trägt ein Vorgehen, wie dies jetzt vom Land und von der Stadt Ludwigsburg praktiziert wird, keineswegs zu einem ausgeglichenen Miteinander bei“, so die LLT.

Zum Hintergrund: Das Land überlegt, auf einem Gebiet zwischen Tamm, Asperg und Ludwigsburg eine Einrichtung für mindestens 1000 Flüchtlinge zu bauen und erntet Unverständnis der Bürgermeister aus Tamm und Asperg. Sie waren erst nach dem Ludwigsburger Oberbürgermeister informiert worden, obwohl die Erschließung des Gebiets nur über ihre Kommunen möglich ist.

Das Land prüft derzeit, ob der Standort für eine LEA infrage kommt. Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen sucht das Land händeringend nach Flächen, die schnell genutzt werden können. Das Gebiet Schanzäcker steht im Eigentum des Landes auf der Gemarkung von Ludwigsburg. bz

 
 
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