Serie „Wohnen“ – in Bönnigheim 25 Wohnungen mit günstigen Mieten

Von Jürgen Kunz
Mit dem Schlossfeld ist in Bönnigheim ein neuer Stadtteil entstanden. „Schlossfeld 2 Süd“ (rechts im Bild) wurde im Sommer 2020 erschlossen, hier sollen einmal 700 Menschen eine neue Heimat finden.⇥ Foto: Manuel Kunz

Im BZ-Gespräch erläutert Bürgermeister Albrecht Dautel die Wohnsituation in der Stadt: Die Nachfrage nach Plätzen ist sehr viel größer als das Angebot.

Im Juli 2020 wurde die Erschließung der Wohngebietserweiterung „Schlossfeld 2 Süd“ offiziell freigeben. Rund 700 Menschen sollen dort einmal ihre Heimat finden. Im ersten Teilabschnitt gibt es Flächen für 15 Bauplätze für Einfamilienhäuser und Doppelhäuser. Der Bewerbungszeitraum war 2. Januar bis 9. Februar 2020. Bis auf zwei Plätze sind alle verkauft. Gegenüber der BZ erläuterte Bürgermeister Albrecht Dautel das Thema „Wohnen“ in Bönnigheim.

Wie ist die momentane Situation an Bauplätzen in Bönnigheim?

Bürgermeister Albrecht Dautel: Die Kommune hat aktuell im Gebiet Schlossfeld vier Hektar Wohnbaufläche für Geschosswohnungsbau und Einzelhäuser erschlossen. Die Nachfrage nach Plätzen ist wie in anderen Kommunen sehr viel größer als das Angebot. Regelmäßig werden durch Privateigentümer Altbauten im Bestand saniert oder abgerissen und einer Neubebauung zugeführt. Derzeit werden so im Rahmen der Innenentwicklung und Nachverdichtung rund 50 neue Wohneinheiten auf privaten Flächen geschaffen. In vielen Bereichen der Stadt haben wir Bebauungspläne, die eine zeitgemäße Weiternutzung von Gebäuden oder eine Neubebauung ermöglichen.

Was ist die (zeitliche) Perspektive im Schlossfeld?

Die dortigen Baugrundstücke werden abschnittsweise im Zeitraum der nächsten vier Jahre verkauft. Die Bebauungsmöglichkeiten bieten dort die besten Voraussetzungen für ein unterschiedliches Wohnungsangebot für Familien, Senioren und Singles. Im Vordergrund stehen bedarfsgerechte Wohnformen, das heißt auch senioren- und behindertengerecht und barrierefrei. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sind kleinere Wohneinheiten und moderne Formen als Mietwohnungen notwendig.

Gibt es Überlegungen für „bezahlbaren Wohnraum“ in Bönnigheim?

Als Stadt sind wir selbst Eigentümer von rund 25 Wohnungen, die wir zu günstigen Konditionen vermietet haben. Damit sind wir bereits ein guter Anbieter von bezahlbarem Wohnraum. Der Gemeinderat hat sich entschieden, die Plätze im Neubaugebiet nicht wie in anderen Kommunen meistbietend an die Interessenten mit dem dicksten Geldbeutel zu verkaufen, sondern einen einheitlichen Preis mit klar definierten Kriterien festgelegt. So wird auch der Grunderwerb und Bau einer Immobilie für junge Leute und Familien möglich. Für Bauträger wurde eine Quote festgeschrieben. Sie haben 20 Prozent der Wohnungen als mietpreisgebundene Wohnungen und weitere 30 Prozent als Mietwohnungen zu erstellen. So ist gewährleistet, dass die Hälfte der dort errichteten Wohnungen auch tatsächlich für den Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen. Ein Bauprojekt mit 100 Prozent mietpreisgebundenem Wohnraum durch einen Bauträger hat derzeit im Gemeinderat keine Mehrheit gefunden. Denkbar wäre es auch künftige Verkaufserlöse von Gebäuden, die nicht zur Aufgabenerfüllung durch die Stadt notwendig sind, zur Mitfinanzierung von preisgünstigem Wohnraum einzusetzen. Eigene Projekte haben wir derzeit keine in der Planung.

Ist die Erhöhung der Bevölkerungszahl für die Stadt überhaupt ein erstrebenswertes Ziel? Oder sind die Grenzen des Wachstums erreicht?

Mit weiteren Einwohnern ergeben sich zwangsläufig auch Folgekosten in unserer städtischen Infrastruktur. Es braucht zusätzliche Plätze in Schulen und Kindergärten. Gleichzeitig bekommen wir aber auch höhere Einkommensteueranteile und unsere Betriebe brauchen Mitarbeiter, die hier gute Lebensbedingungen vorfinden. In unserem Stadtentwicklungskonzept haben wir uns einem maßvollen Wachstum verschrieben. Wir stehen in unserem Verdichtungsraum im Spannungsfeld einer sozialgerechten Bodennutzung zwischen Wohnen, Gewerbe, Landwirtschaft, Mobilität und Naturraum. Deshalb verfolgen wir neben der Ausweisung von neuen Bauflächen auch den Ansatz der Innenentwicklung und Nachverdichtung. In diesem Rahmen halte ich eine stetige Weiterentwicklung der Bevölkerungszahl für angebracht und vertretbar.

Kommt etwa die städtische Infrastruktur an ihre Grenzen?

Besonders bei den Kinderbetreuungseinrichtungen bemerken wir den zusätzlichen Bedarf sehr schnell und ohne zeitlichen Vorlauf. Hier müssen wir dann handeln. Andere Einrichtungen werden nicht nur durch Bönnigheimerinnen und Bönnigheimer genutzt. In der Realschule und dem Gymnasium kommen knapp zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler aus den umliegenden Gemeinden. Wenn nun die Bautätigkeit in den Nachbarkommunen brummt und unsere Schulen so wie derzeit beliebt und attraktiv sind, kommen wir mit steigenden Schülerzahlen an unsere räumlichen Grenzen, auch wenn wir in der Stadt selbst keinen Zuwachs hätten. Oder nehmen wir unsere Freizeiteinrichtungen. Das Freibad wird von knapp 80 Prozent auswärtigen Besuchern genutzt. Hier kommen wir vielleicht auch einmal an unsere finanziellen Grenzen.

Mit dem Schlossfeld ist eigentlich ein neuer Stadtteil entstanden, was bedeutet dies wirtschaftlich und gesellschaftlich für eine Stadt wie Bönnigheim?

Bei einer Einwohnerzahl von derzeit 8200 in Bönnigheim wohnen rund 13 Prozent der Bevölkerung im Schlossfeld. So kann man rein zahlenmäßig von einem Stadtteil sprechen. Allerdings ist die Lage des Gebietes so, dass kein abgelegenes Quartier entstanden ist. Die Lage zum Schulzentrum oder zum Einkaufen ist näher als von anderen Teilen der Stadt aus. Für unsere Stadtgesellschaft leistet das Gebiet Schlossfeld in zweifacher Hinsicht einen wichtigen Beitrag. Durch das Angebot an Bauplätzen konnten in der Vergangenheit viele Einheimische ihren Wunsch nach Wohnen in unserer Stadt oder auch den Erwerb von Wohneigentum verwirklichen. Gleichzeitig sind aber auch viele Menschen von außerhalb in die Stadt gezogen, die hier Arbeit gefunden haben, sich heute in Vereinen engagieren und an unterschiedlichen Stellen im Gemeinwesen einbringen. So kann man sagen, dass diese Entwicklung dort positiv zur Gesamtentwicklung der Stadt beigetragen hat. Die Durchmischung der Bewohnerstruktur ist wichtig, um Segregationstendenzen zu vermeiden.

Info In einer losen Artikelreihe stellt die BZ-Redaktion unter dem Stichwort „Wohnen“ geplante Neubauprojekte in den verschiedenen Kommunen des Verbreitungsgebiets der Bietigheimer, Sachsenheimer und Bönnigheimer Zeitung vor. Mehr dazu: Besigheim, Bietigheim-Bissingen, Löchgau.

 
 
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